Allgemein lauftagebuch

3 Dinge, die dir keiner übers Laufen verrät

Irgendwie ist ja schon alles anders geworden, seit ich angefangen habe, zu laufen. So richtig zum Nachdenken darüber kam ich eigentlich nie. Jetzt schon. Denn jetzt kann ich ja grad nicht laufen. Erkältung, blablablubb. Dabei fiel mir auf, dass mir der Sch*** schon ganz schön fehlt.

Und mir fiel auf, dass sich ganz schön viel verändert hat, seit ich angefangen habe, regelmäßig Abschnitte meiner Lebenszeit an der frischen Luft zu verbringen.

  1. 08/15 – reicht mir nicht mehr!
    Ich bin anspruchsvoller geworden. Das tun, was jeder tut, weil es jeder tut – interessiert mich nicht mehr. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass mein Leben etwas ganz Besonders sein darf. Nur weil andere um mich herum das Gewohnte leben, ist es nicht verkehrt, wenn ich für mich etwas anders möchte. Umgekehrt übrigens auch nicht.
  2. Huch, das bin ja ich!
    Ich habe mich selbst kennengelernt. Schmerzen hier, Hunger da – die körperlichen Signale sind nicht zu überhören und zu übersehen, wenn du „draußen“ bist und mit deinem Körper Laufen übst. Ich weiß plötzlich wieder, was Hunger bedeutet (statt vorsichtshalber mal was in den Mund zu stecken für den Fall, dass ich in 3 Stunden sowas wie Hunger bekommen könnte). Ich weiß auch ohne Pulsuhr, ob mein Herz so schnell schlägt, wie es gut für mich ist oder ob ich Tempo rausnehmen sollte. Allein das ist sowas von cool! Das kann der Großteil der Menschen nicht einschätzen – ich schon.
  3. Berlin, Frankfurt, Wien & München – statt Möggers City
    Meine Welt hat sich verändert. Vom kleinen 500-Seelen-Dorf bin ich aufgebrochen in die Städte, in denen meine Freunde wohnen. Freunde, die ich übers Laufen kennengelernt habe. Freunde, die dieselben Träume wie ich haben. Es gibt mittlerweile kaum eine Stadt, wo ich niemanden kenne, den ich gerne mal „in echt“ treffen würde. Als ich im Februar 2015 nach Hause gefahren bin und der Zug gerade den Münchner Bahnhof verließ, habe ich mir versprochen, dass meine Welt nie wieder so klein wird, wie früher. Auch wenn ich mein Heimatdorf liebe und immer froh bin, wieder zurückkehren, wenn ich weg war. Ist halt mein Zuhause.

Das sind alles Dinge, die mir vorher keiner verraten hat, als ich angefangen habe, mit dem Laufen. Vielleicht auch besser so. Hätte ich eh nicht geglaubt. Vermutlich hätte es mir auch Angst gemacht, denn was vielleicht die wichtigste Erkenntnis für mich ist: Ich kann nicht mehr zurück – und solche „No Return“-Aussagen sind ja grundsätzlich unheimlich. Aber es geht nicht mehr – es haben sich grundlegende Dinge in mir drin verändert. Oder vielleicht ist „verändert“ das falsche Wort. Vielleicht waren sie immer schon da und sind jetzt zum Vorschein gekommen. Das lässt sich jetzt nicht mehr verstecken und ich will es auch nicht.

Deswegen sehe ich jetzt anders aus, als noch vor vier Jahren. Und zwar so anders, dass Menschen, mit denen ich vor 6 Jahren zusammengearbeitet habe (in einem Büro), heute an mir vorbeilaufen und sich sogar 2 Stunden mit mir im selben Raum aufhalten können – ohne dass sie mich erkennen. Finde ich spannend und es ist auch lustig und befreiend. Als ob ich eine neue Identität bekommen hätte.

Deswegen kann ich jetzt nicht mehr den Job machen, den ich noch wenigen Wochen, Monaten und Jahren gemacht habe. Denn das passt nicht mehr (siehe „Ansprüche“ bei Punkt 1 oben). Ich musste mir meinen Beruf/ meine Berufung neu erfinden und verbringe jetzt meine Tage mit Dingen, von denen ich vor 5 Jahren noch nicht mal gewusst habe, dass es sie gibt – geschweige denn, dass ich sie kann. Auch so ein Punkt: Ich glaube jetzt von Haus aus, dass ich sowieso alles kann. Außer Bocksprünge und richtig schnell laufen.

Deswegen kann ich jetzt nicht mehr essen, was ich früher gegessen habe. Weil ich jetzt auf mich aufpassen muss. Hätte ich früher auch gemusst, aber da war’s mir wurscht. Jetzt nicht mehr. Und auch wenn ich hin und wieder Wurschtigkeits-Phasen habe, ist die Richtung eine völlig andere und ich weiß, ich bin auf dem richtigen Weg.

Und weil das alle immer schön klingt, wenn man so pathetisch daherschreibt, hänge ich mal wieder ein ein altes Foto von mir dazu (Frühling 2011), dass diese Veränderung so deutlich darstellt, dass ihr den Blog-Artikel dazu eigentlich nicht lesen müsstet. Macht’s trotzdem. Mich freuts.

Bildschirmfoto 2016-01-24 um 11.45.27

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