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Du kannst laufen – eine Rezension

Schon lange versprochen und jetzt endlich nehme ich mir die Minuten, um euch über mein letztes Lesevergnügen zu berichten. Im spomedis-Verlag erschien das Buch „Du kannst laufen – das Buch, das jeden zum Läufer macht“, von Dr. Matthias Marquardt.

Manche von euch kennen ihn vermutlich – er hat zum Beispiel „Die Laufbibel“ herausgebracht und ist großer Verfechter des Natural Running. Ich selbst kenne ihn von einer meiner Phasen, in der ich – mal wieder – unbedingt laufen wollte, aber nach der ersten 5-Minuten-Einheit von diesem irren Plan wieder abgelassen habe. Damals besorgte ich mir sein Buch „Warum Laufen erfolgreich macht und Grünkernbratlinge nicht“. Zu dieser Zeit war ich weder erfolgreich, noch stand ich auf Grünkernbratlinge und gelaufen bin ich sowieso nicht. Und ja, ich muss zugeben: dieses Buch hat es damals bei mir auch nicht geschafft, mich in die Gänge zu bringen.

So, jetzt aber ran – und anders als man es in herkömmlichen Seminaren & Co. einstudiert, werde ich mit meiner Rezension gleich mal beim negativen Feedback anfangen, damit wir das hinter uns haben.

Was mir nicht ganz so gefällt

Bei ersten Durchblättern bin ich erstaunt und etwas enttäuscht. Das klingt doch alles sehr nach dem Grünkern-Buch, teilweise sind die Texte beinahe identisch. Der komplette Aufbau ist fast derselbe und auch dieser merkwürdige Ton, mit dem Dr. Marquardt den Leser anspricht, kenne ich noch von früher. Ich nenne es jetzt mal „Suggestiv-Form“ – er schreibt z.B. Dinge wie „Sie kommen nach dem Laufen nach Hause und verspüren jetzt richtigen Hunger. Doch Sie haben keinen Hunger auf Schokolade. Nein, viel mehr haben Sie jetzt Appetit auf einen Apfel.“ Das ist kein Zitat aus dem Buch sondern einfach von mir mal frei hingeschrieben, damit ihr wisst, wie das Buch sich „anhört“. Für mich gewöhnungsbedürftig, da ich hin und wieder den Drang habe zu rufen:

„Was weißt du denn schon von mir? Du kennst mich doch gar nicht – her mit der Schokolade! „

Aber andererseits ist man durch diese Schreibweise mit dem Kopf direkt dabei und es entstehen Bilder – was ich wiederum gut finde.

Ich sehe dieses Buch aus Sicht eines übergewichtigen Couchpotatos wie ich einer war. Von daher möchte ich die Aussage „Das Buch, das jeden zum Läufer macht“ kritisch betrachten. Die Pläne sind mit Sicherheit gut und ich vermute, der Durchschnitt (und für den ist das Buch wohl auch geschrieben), kommt damit für den Laufeinstieg zurecht. Dennoch ist „jeder“ eben nicht „jeder“ – und so manch „jeder“ hat andere körperliche Voraussetzungen wie ein anderer „jeder“. Deswegen finde ich die Formulierung etwas – sagen wir mal: unvorsichtig gewählt. Denn vor 3 Jahren hätte ich mich voller Übermut und Enthusiasmus mit +30 kg in die Trainingspläne gestürzt und wie ich inzwischen aus eigener Erfahrung weiß: Es war damals zuviel und es wäre auch mit Dr. Marquardts Plänen in meiner damaligen Situation zuviel gewesen.

Kommen wir nun aber zu den schönen Dingen des Lebens und des Buches:

Was mir gefallen hat

Es ist wenn auch inhaltlich nicht viel anders als das Grünkern-Buch, doch frischer gestaltet. Ein Laufanfänger erfährt alles, was er für den Anfang wissen muss über Schuhe, Klamotten und auch einiges über Ernährung. Mir gefällt sehr gut, wie Dr. Marquardt anschaulich aufführt, was wir teilweise für Mist in unseren Kühlschränken haben und dass eben dieser Mist keinesfalls guter Treibstoff für einen Läufer (geschweige denn für irgendjemanden) sein kann. Ich hatte von der ersten Seite an Lust, das Morgen-Training, für das er plädiert (also direkt nach dem Aufstehen loslaufen) auszuprobieren und habe es auch einige Male gemacht. Meine Erkenntnis dazu: ein Tag der mit Bewegung beginnt, ist ein toller Tag! Mir gefällt, dass er vermittelt, dass der Leser sofort ein Läufer ist – schon nach der ersten Einheit, die gerade mal 15-20 Minuten dauert. Diese Einstellung finde ich klasse und sogar sehr wichtig! Denn, wenn ich jetzt schon ein Läufer bin, dann überlege ich mir sehr genau, ob ich den Rest der Woche faul auf der Couch verbringe oder doch das ein oder andere Läufchen wage – denn sowas tun Läufer.

Super finde ich die 3 Kräftigungsübungen, die sich locker in den Morgenlauf integrieren lassen und für die man nur eine Parkbank benötigt und eine Treppenstufe (oder einen Bordstein). Ausprobiert und für effektiv befunden! Toll finde ich ebenfalls das Thema „somatische Intelligenz“ – kurz gesagt: je mehr du dich bewegst, umso eher sagt dir dein Körper wieder, was er wirklich zu essen haben möchte. Und auch das ist etwas, was ich absolut bestätigen kann. Und diesen Ansatz in einem Laufbuch finde ich spitzenmäßig! Zurück zum eigenen Körpergefühl, besser geht’s doch nicht.

Was ich direkt noch während des Lesens umgesetzt habe: viel Wasser trinken. 3 Liter sollen es jeden Tag sein laut Buch. Noch tu ich mir schwer damit, aber alleine es zu versuchen, steigert meine Flüssigkeitsaufnahme um ein Vielfaches. Und das ist ein gutes Gefühl (auch wenn man ständig in Richtung Toilette wuselt).

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