lauftagebuch

Ein Mangel in Ehren

… kann keiner verwehren. Oder so ähnlich. Das mit der Verwehrerei hat tatsächlich auch schon besser geklappt. Dazu gleich noch mehr. Aber beginnen wir von vorne. Es war einmal …

Die letzten Wochen hatte ich einen Marathon der ganz anderen Art hinter mir. Einen Ärzte-Marathon. Der Anfang vom Ende meiner Freiheit (das Studium ab September) hat mit Anfang Juli seinen Anfang genommen und ich habe mir vorgenommen, in diesem Sommer alles unterzukriegen, für das ich ab September keine Zeit mehr habe (denn als Studentin der Softwareentwicklung werde ich vermutlich 22 Stunden am Tag in abgedunkelten Kellerräumen sitzen und wahnwitzige Zahlen- und Buchstabenkombinationen ersinnen, die eine ansonsten leblosen Metallkiste zum Leben erwecken – zumindest stelle ich mir das so vor).

Deswegen galt es diesen Sommer, der ja sowieso keiner war, folgendes zu bewältigen: Halbmarathons, Fernsehdrehs fürs regionale Fernsehen, Radioauftritte fürs lokale Radio, Zahnarztbesuche, Hautarztbesuche, Orthopädenbesuche, die Suche nach dem Heiligen Gral, der Suche nach dem Sinn des Lebens, die Suche nach dem Sinn des Laufens und nebenbei auch noch die Suche nach der Ursache meiner vermaledeiten Knieschmerzen, die mich seit Mitte Juni mal mehr, mal weniger plagen.

Ominöse Knieschmerzen & Eisenmangel

Die Schmerzen sind nur am rechten Knie. Nicht während des Laufens. Dafür gerne mal nachts, wenn ich es im Schlaf strecke oder anwinkle (ich wache dann auf davon) und wenn ich in den Kniestand gehe. Was ich allgemein nicht so oft tue, aber seither noch viel weniger, denn es schmerzt! Die Schmerzen sind gut dosiert, absolut auszuhalten und man könnte sich daran gewöhnen. Dennoch pilgerte ich zu Hausarzt, Orthopäde und Physiotherapeut. Will ja schließlich nicht meinen Halbmarathon gefährden. Oder mein Knie.

Ergebnis: Gar keines. Weder entzündet, noch sonst irgendwie eingeschränkt. Voll funktionstüchtig, Bänder und Meniskus freuen sich ihres Lebens und wollen trotzdem nicht so, wie ich es will.

Habe schließlich wagemutig ein Blutbild gefordert, denn es steht ja auch immer noch mein Leistungsabfall im Training zur Debatte, der geklärt werden will. Und ich kann mir nicht helfen, aber ich vermute, dass das alles vielleicht zusammenhängt.

Heute das Ergebnis bekommen. Ich gehöre nun neben der Gruppe der Läufer, Veganer und Blogger auch noch zur Gruppe derer, deren Eisenspeicherwert (Ferritin) das Prädikat „mangelhaft“ erhält. Im ersten Affekt wollte ich diese Diagnose natürlich weit von mir weisen.

Ich? Eisenmangel? Niemals!

Ich esse brav grünes Blattgemüse, futtere Sesamkerne und Kürbiskerne, achte auf Vitamin C bei der Einnahme des eisenhaltigen Futters und überhaupt. Bin dann kurz in mich gegangen (das war vielleicht eine Wiedersehensfreude!) und musste mir ehrlich eingestehen: Sooo lange kümmere ich mich noch gar nicht um den Eisen-Kram und so. Denn so wirklich aufmerksam gemacht hat mich ja erst der liebe Brendan mit seinen Büchern und Rezepten. Und was sind schon ein paar Monate der Aufmerksamkeit wenn die Eisenkammer vielleicht schon seit Jahren nicht mehr richtig nachgefüllt wurde?

Denn bei aller Liebe zu meiner Nahrung und meinem Interesse an Zusammenhängen und optimaler Ernährung darf ich nicht vergessen, dass ich bis vor knapp 3 Jahren dachte, ich müsste auf gar nichts achten, solange ich mich abwechslungsreich ernährte. Sah konkret so bei mir aus: morgens Milchbrötchen mit Marmelade, vormittags Toast mit Käse, mittags ein Fertiggericht aus der Dose (in der auch ein wenig zerkochtes Gemüse drin war), nachmittags ein Stück Schokolade oder zwei oder zehn und abends dann Pommes und Leberkäse. Da war bestimmt irgendwo Eisen drin und Vitamine und sowas. Möglicherweise.
Möglicherweise bereits zu diesem Zeitpunkt schon etwas zu wenig von allem. Diesen Lifestyle betrieb ich ja einige Jahre sehr erfolg- und umfangreich.

Dreimal täglich Leberkäse und gut ist

Was ich damit sagen möchte: Auch wenn ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren kann, dass der Großteil der Bevölkerung davon ausgeht, mit 3 Leberkässemmeln am Tag ist man rundum gut versorgt, glaube ich, das dem nicht so ist. Abwechslungsreich ernähren und abwechslungsreich ernähren sind immer noch zwei verschiedene Dinge – zumindest wenn man zwei verschiedene Menschen danach befragt.

Den Mangel schleppe ich vermutlich schon länger mit mir rum, als mir bewusst und lieb ist. Aber nun ist er da, der leere Eisenspeicher, und selbstverständlich wird dieser nun konsequent gefüllt. Rumjammern nutzt nix, bringt nix und kostet nur Zeit. Stattdessen werde ich mich intensiv mit dem leckeren Aufbau meines Speichers beschäftigen.

Erste Maßnahmen sind erfolgt: Vitamin C-haltige Lebensmittel aufgefüllt wie Zitronen und Paprika, Sesammus & Kürbiskernmus besorgt und nun werde ich wieder vermehrt darauf achten, immer wieder kleine Portionen von dem Zeug zu mir zu nehmen – damit die Eisenkammer demnächst in neuem Glanz erstrahlt! Zusätzlich werde ich Eisentabletten nehmen, denn ich habe den Speicher so leer gefahren, dass ein wenig Unterstützung angesagt ist. Und in 3 Monaten werden wir erneut eine Besichtigung der Eisenkammer vornehmen und dann werde ich mir einen neuen Nickname geben müssen: „Iron-Woman“.

Zu den Nebenwirkungen von Eisenmangel gehören übrigens auch Erschöpfung und Müdigkeit. Und wenn ihr mich fragt, auch seltsame Anwandlungen des Pulses beim Laufen. Aber das wird sich zeigen. Eine hübsche Zusammenfassung zu dem Thema findet ihr übrigens bei Katrin & Daniel von bevegt.

Und was ist mit dem Knie?

Norbert, mein Meister der funktionellen Osteopathie, hat heute meinen hinteren Oberschenkelmuskel bearbeitet. Total fies. Denn dieser miese Kerl (der Muskel, nicht Norbert) ist genau dort an meinem Knie befestigt, wo es weh tut. Möglicherweise gibt es auch hier einen tieferen Zusammenhang. Wenn sich zum Beispiel der hintere Oberschenkelmuskel nicht dehnen will. Heute nach der Behandlung sind die Schmerzen, die ich seit Mitte Juni mit mir rumschleppe, jedenfalls weg. Zumindest im Moment. Und sollte das nicht reichen, dann plagt mich Norbert nächste Woche weiter – er hat noch einiges an Gemeinheiten auf Lager. Ungefähr soviele, wie ich Muskeln habe. Und das sind scheinbar eine ganze Menge.

 

12 Kommentare

  1. Pinkback: Leistungsabfall kurz vor dem Halbmarathon | No Meat AthleteNo Meat Athlete

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