lauftagebuch

Frühstück in München – alles anders.

Vielleicht sollte ich mein Tagebuch umbenennen. Vom Laufen mag ich momentan wenig berichten, da es einfach nichts Spektakuläres zu erzählen gibt, außer dass ich jetzt neue Schuhe habe. Hurra! Sie sind knallgelb und das ist das Wichtigste.

Ok, nicht ganz. Sie sind wohl gut für meine Füße und es fühlt sich an, als ob ich Sprungfedern dran hätte, wenn ich laufe. Mal sehen, was das für meine zukünftigen Laufeinheiten bedeutet. Von der Schildkröte zum Känguruh? Wir werden sehen.

Die beste Entscheidung

Was ich an der Stelle aber einfach mal schreiben möchte: dass ich angefangen habe, zu laufen, war wohl eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Klar, ich habe abgenommen und bin sportlich(er) geworden und sehe jetzt ganz anders aus … aber das meine ich gar nicht.

Das Laufen hat meine Welt extrem vergrößert und meinen Horizont erweitert. Ich war alleine im letzten halben Jahr in Frankfurt, Berlin und München. Städte, die ich vorher nur aus dem Fernsehen und von der Landkarte kannte. Ich habe Menschen kennengelernt, die 24 Stunden durchlaufen, Mädels, die auf der ganzen Welt laufen wie Mandy und Melly, Menschen, die 100 Kilometer am Stück laufen können wie Holger, über den ich vor kurzem fürs Diagnostikzentrum schreiben durfte und andere, die dir morgens um 6 Uhr nach 18 Stunden Laufen (im Team) noch ein Liedchen ins Ohr trällern, dass du nie mehr vergisst.

Bevor ich angefangen habe zu laufen, war meine Welt überschaubar: ein Büro, eine Handvoll netter Arbeitskollegen, ein Zuhause, die üblichen Verdächtigen in der Familie und ab und zu ein Ausflug ins Kino.

Gestern war ich zum Frühstücken in München. Ok, ich hatte dort am Abend vorher eine Buchpräsentation, aber auch das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Nina von der Vegankombüse hat meinen Aufenthalt und die Lesung organisiert und mich am gestrigen Vormittag auf ein opulentes Frühstück eingeladen in ihrer schönen Münchner Altbauwohnung. Dort gab es frische Mango, Oliven, frisch geschnittenen Koriander, selbstgemachtes Humus, Avocadocreme mit Tomaten und … knusprig frische Münchner Brezen! Das Beste davon war allerdings Nina’s Spezialität: frischer Sonntagssaft und grüner Smoothie. Denn Nina ist eine grandiose Saft- und Smoothie-Macherin.

Und auch das wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Mein Frühstück bestand aus Brot mit Käse oder Brot mit Wurst oder Brot mit Nutella.

Bunte Welt

Es ist alles in meinem Leben bunter und vielfältiger geworden. Ich lerne Leute mit Jobs kennen, die mich faszinieren. So in München, die liebe Danny, die ausgerechnet bei dem Plattenlabel arbeitet, das zufälligerweise meine bayrische Lieblingsband unter Vertrag hat. Drei Stunden Zugfahrt mit dieser Musik auf den Ohren und du kommst nach Hause und willst nur noch laufen (musste mich glatt zusammenreißen, dass ich nicht im Zug anfange, meine Runden zu drehen).

Es ist alles soviel anders geworden als noch vor 3 Jahren. Ich halte Vorträge (nächsten Dienstag übrigens vor rund 100 Personen im Rahmen eine Veranstaltung des Bodensee Frauenlaufes), ich steh am Samstag mittag auf der Bühne der Veggie Planet in Bregenz und Mitte März bin ich sogar auf der Leipziger Buchmesse.

Es ist alles anders. Nicht immer einfach. Schon gar nicht, wenn man als Existenzgründer beginnt, ein Unternehmen aus dem Nichts zu stampfen. Obwohl, so gar „nichts“ war’s ja nicht. Dennoch, schwierig. Und ich habe oft Angst und weiß nicht, wie es weitergeht und ob ich das alles weitermachen kann. Und ich überlege, ob ich einfach aufhöre und wieder zurückgehe jobmäßig, denn es geht nicht nur um einen langen Atem sondern ganz einfach ums finanzielle Überleben. Aber dann sehe ich wieder, was alles passiert und wie groß meine Welt geworden ist und wieviele tolle Menschen es gibt, die mich unterstützen und mir helfen, dass alles größer wird. Menschen, die ich vor ein paar Wochen noch gar nicht kannte. Das ist schön. Und ich will es nicht wieder hergeben. Ich mag das. Ich will Menschen bewegen, die heute noch gar nicht daran denken, dass das was für sie sein könnte. Ich will die Menschen erreichen, die noch gar nicht wissen, dass es mich gibt (und das sind richtig viele). Ich will frühstücken in München und in der Welt. Und ganz oft zuhause, denn ich mag mein Zuhause.

Also schauen wir mal, wo der Weg hinführt und auch wenn’s manchmal ganz düster ausschaut, dann denk ich dran, dass man auch im Regen Spaß haben kann. Denn heute zum Beispiel mache ich noch eine Nacht-Schneeschuhwanderung mit 3 Turtles. Voraussichtlich im Regen. Aber das macht nichts. Denn – und hier zitiere ich jetzt mal Bayerns beste Gipsy-Pop-Band:

Host as scho g’heat
die Welt is a scheena Ort
wo´s Sachan gibt
vui z’sche zum glaum
und wenn ma fest gnua mog
erfüllt si jeda Traum.

… noch 4 Wochen bis zum Halbmarathon in Freiburg. Hoppa! 

 

 

4 Kommentare

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