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Mein erster Halbmarathon – ein Gastbeitrag von Djuri Ishii

Bei der Überschrift habt ihr euch sicher kurz gewundert. Nein, soweit bin ich leider noch nicht.

Dafür hat es Djuri letztes Wochenende getan: der erste Halbmarathon! Kennengelernt haben wir uns über meine Facebookseite und ich hab mich sehr gefreut, als sie angeboten hat, ihre Eindrücke für meinen Blog aufzuschreiben.

Also ihr Lieben! Taucht ein in die aufregenden Stunden kurz vor dem ersten Halbmarathon. Danke Djuri!

SwissCityMarathon 2013 Luzern – von Djuri Ishii

…und ich durfte mitlaufen!

Erst einmal stelle ich mich mal kurz vor: Ich heisse Djuri und bin 32 Jahre alt.
Vor ca. 19 Wochen habe ich mich entschieden einen Halbmarathon zu laufen, um allen zu beweisen, dass vegane Ernährung nicht für Kraftlosigkeit und Mangelerscheinungen steht, sondern (wenn man es richtig macht) für Vitalität, Lebensfreude und besseres Körpergefühl.

Vegan ernähre ich mich jetzt seit ca. 2 und vegetarisch seit 14 Jahren.
Laufen war nie meine Stärke. Vor 2 Jahren ging ich allerhöchstens mal 15 min. joggen und das war‘s dann für die Woche. Dann steigerte ich ganz allmählich die Dauer und Länge. Ich muss dabei zugeben, ohne Musik in den Ohren hätte ich mich nie überwunden, mehr zu machen. Das hat mich irgendwie glücklich gemacht – die Natur, die frische Luft, das Schwitzen und die Musik.
Den Trainingsplan für den ersten Halbmarathon habe ich mir dann einfach von einen der unzähligen im Internet heruntergeladen. Das Ziel war 21,09 km in ca. 2 Stunden und 15 Minuten. Diesem Plan habe ich dann mal einfach blind vertraut.
Durch die vielen Internet-Recherchen kam ich zur Website „bevegt“ (ein Blog von einem veganen Läuferpaar) und über diese zu Judith’s „veganmarathon“. An dieser Stelle möchte ich euch ein grosses Dankeschön aussprechen. Ihr habt mich mit euren Beiträgen sehr motiviert und geholfen.

Das Training hat definitiv mein Leben verändert!

Die ersten Wochen waren toll und beschwingend, die folgenden furchtbar, erniedrigend, deprimierend mit vielen körperlichen Hoch und Tiefs. Dann stabilisierte sich alles, unter anderem mit Hilfe von Brendan Braziers Büchern über vegane Ernährung im Zusammenhang mit Sport und ich bekam Vertrauen, das wirklich zu schaffen. Die letzten Wochen waren freudige Erwartung auf das Kommende.

Der Tag davor:
Gewissenhaft bereitete ich alles Zuhause vor: Laufkleidung für alle Wetterlagen, iPod laden, Pulsuhr laden, Mixstab, Becher und Zutaten für den letzten Power-Smoothie vor dem Lauf, Grüntee, Kokoswasser und Starttickets zur Startnummer-Abholung. (Die Liste war noch viel länger, aber das würde hier den Rahmen sprengen). In Luzern angekommen, holten wir (mein Mann lief mit mir mit, aber dazu gleich noch mehr) als erstes die Startnummern ab. Man bekam dafür gleich einmal eine Portion Rösti oder Pasta (zum Glück vegan). Überall erkannte man schon die sportlichen Läufer (insgesamt ca. 10‘000 Teilnehmer). Das Wetter war sonnig, warm, herrlich.

Der grosse Tag:
Zum Glück war Zeitumstellung, so mussten wir nicht hetzen und ich war froh, eine angenehme Nacht im Hotel verbracht zu haben. Doch dann spannten sich die Nerven langsam auf‘s Zerreissen. Unter zitternden Händen mixte ich meine letzte Mahlzeit: Banane, Apfel, eingeweichte Haselnüsse und Datteln, Kokosflocken, Leinsamenmehl, Ingwer. Davor trank ich noch ein Glas Kokoswasser. Und dann fing es an in Strömen zu regnen. Es war mir egal! Ich wollte jetzt einfach nur noch zum Start. Kurz bevor ich das Hotel verliess, trank ich noch eine Tasse extrem starken Grüntee.
Am Start ging ich dann noch einmal auf Toilette (ich weiss, klingt blöd, aber es ist extrem wichtig für uns Frauen, wir können nicht einfach an den nächsten Baum pinkeln). Die Aufregung war überall zu spüren, man hatte das Gefühl, man war unter Bienen, jeder war in Bewegung, beschäftigt, konzentriert. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass ich den Start verpassen würde, weil es so viele Menschen waren und man gar nicht mehr durchblickte, wo die Startblöcke waren.

Dann ging es irgendwie los!

Mein Mann sagte noch: „Komm, komm da vorne, die gehen schon!“
Und dann fing das Glück an: Endlich durfte ich laufen, endlich war ich frei, es gab kein Zurück, ich musste an nichts mehr denken, nichts mehr vorbereiten, keine Rücksicht mehr auf ein weiteren Lauf oder Trainingseinheit nehmen, es war egal, ob es regnete, ob ich klitschnass und eiskalt war, egal ob mein Zeh wieder wehtun würde…. es gab nur noch das Laufen. Jeder war glücklich, jeder jubelte uns zu. Es war wunderschön, unglaublich. Ich konnte nicht anders, als 19 km lang zu grinsen und glücklich zu sein. Es waren die schönsten 19 km, die ich je gelaufen bin. Die Landschaft war herrlich, es ging am See entlang, durch die Altstadt, über Brücken und sogar durch den Bahnhof. Dann kamen die härtesten 2 km, die ich je gelaufen bin. Ich spürte wie mein Körper langsam ermüdete, mein Kopf wollte weiter, aber die Beine wurden immer schwerer. Ich wollte eigentlich das letzte Stück noch schneller laufen, aber es ging nicht, meine Grenze war erreicht. Dann sah ich auf die letzten 200 Meter meine Mutter links am Rand stehen (ich wusste nicht, dass sie kommen würde, es war eine Überraschung). Das gab mir noch einmal Kraft und ich erreichte das Ziel mit einer Zeit von 2:01:05. Für mich ein voller Erfolg für den ersten Halbmarathon meines Lebens.

Mein Mann:
Er lebt auch vegan und hat nicht trainiert, er wollte nur einfach mit mir mitlaufen. Wir liefen 10 km miteinander und das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin so froh, dass er dabei war. Er gab mir damit so viel Halt, gerade vor dem Start. Ohne ihn hätte ich meinen Kopf verloren. Dann bekam er Seitenstechen und sagte, dass er langsamer machen müsste. Ich sah mich dann immer wieder um, ob er mich nicht doch noch wieder einholen würde. Er schloss mit 2:08:21 ab. Ich bin total stolz auf ihn. Er hat trotz Schmerzen, Seitenstechen, ohne Training, ohne Erfahrung (vielleicht ein bisschen leichtsinnig) durchgehalten. Heute hat er schlimmen Muskelkater in den Beinen. Aber er hat überlebt.

Und jetzt?
Na weiter natürlich….ich kann schon an nichts mehr anderes denken als an einen Marathon. Wobei ich schon schlucken musste, als ich kurz vor dem Ziel die Marathonläufer abbiegen sah, um noch einmal die Runde zu laufen. Hut ab und meinen tiefsten Respekt!

Djuri's Startnummer

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