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Pulsuhr ja oder nein?

Meine Pulsuhr und ich

War ich ganz zu Beginn dieses Blogs noch der Meinung, ich bräuchte im Leben keine Uhr, die mir sagt, wie schnell mein Herz schlägt, habe ich diese Meinung inzwischen gründlich über Bord geworfen. Es gibt aber immer noch Phasen, da lässt es mich völlig kalt, was das Herz so macht, während ich dahintrabe. Und diese Phasen brauche ich regelmäßig im Jahr – technikfreie Zone, sozusagen.

Dann kommen wieder die Phasen, wo ich unbedingt wissen will, was Sache ist. Darin befinde ich mich jetzt und werde dabei unterstützt von meinem neuen Laufbegleiter, dem Polar M400. Seit knapp 3 Wochen ziert er mein Handgelenk und hält mich teils ganz schön auf Trab. Das ausführliche „Wie ist er denn?“ werde ich demnächst als Video für euch aufnehmen. Aber grundsätzlich kann ich nach 3 Wochen sagen, ich bin sehr zufrieden. Er hat sicherlich 1-2 kleine Macken. Die Vorteile überwiegen aber deutlich und das alles gibt’s dann bald per Video.

Für mich ist der Polar M400 eine gelungene Mischung aus Aktivitätstracker, GPS-Uhr und Herzfrequenzmesser. Wie so eine Aufzeichnung aussieht, hab ich euch mal einen Screenshot angehängt, damit ihr seht, was diese Uhr – im Überblick – auswertet. Der blaue Balken unter jedem Tag zeigt an, wieviel Prozent ich von der Tagesaktivität, die ich haben sollte, erfüllt habe. Jede einzelne Aktivität kann natürlich nochmal separat angesehen werden und die einzelnen Werte (Distanz, Strecke, Herzfrequenz (HF) im Durchschnitt, HF max., Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch, etc.) sind dann gut ablesbar. Für die Technik-Freaks also sicher eine nette Sache – ich mag das hin und wieder sehr gerne und außerdem ist es cool, wenn ich Feedback an meinen Lauftrainer gebe und dann mit ein paar Zahlen um mich werfen kann 😉

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So, nun aber zum heutigen Gastbeitrag, den Götz Grammerstorff für diesen Blog verfasst hat. Er hat sich mit der „Technik am Handgelenk“ etwas ausführlicher beschäftigt und das möchte ich euch gerne mitgeben zum Start in die neue Woche! Viel Spaß beim Lesen.

Technik am Handgelenk

Ein Artikel von Götz Grammerstorff

Daten aufzeichnen und sammeln, Training auswerten und vieles mehr können aktuelle Sportuhren. Die Bandbreite ist gewaltig und jeder Hersteller glaubt, das optimale Werkzeug für Sportler im Portfolio zu haben. Worin liegen die Unterschiede und wer braucht wirklich was?

Judith hat eine und sie hat sich schwer verliebt in ihren neuen Laufbegleiter namens M400. Ich habe eine, die kann ganz schön aufdringlich piepsen und sie hört auf den Namen Forerunner 10. Ein kalifornisches Technologie-Unternehmen bietet eine feil, die als Apple Watch bekannt ist. Jede Armbanduhr kann ähnliches und viele Läufer schwören drauf. Das hat auch seinen Grund. Doch sie sind sehr unterschiedlich.

Die traditionelle Stoppuhr hat ausgedient. Im Ausdauersport sind daher am weitesten verbreitet die klassischen Herzfrequenzmesser oder Pulsmesser, die eben jenes können und die Zeit stoppen. Diese lohnen sich, um den Herzrhythmus während des Trainings nach Herzfrequenz zu überwachen. Außerdem hoch im Kurs sind die GPS-Uhren. Die können keine Herzfrequenz messen, dafür aber dank Satellitennavigation die genaue Wegstrecke bestimmen und die Pace (Minuten pro Kilometer). Beides in einem kombinieren die Trainingscomputer – jenes Gerät, was Judith nun am Handgelenk trägt. Wer jedoch nur einen Motivation braucht, der klemmt sich einen Aktivitätstracker an den Arm. Durch einen Bewegungssensor werden Schritte gezählt und so kann online ausgewertet werden, ob man sich am Tage ausreichend bewegt hat. Das machen Gadgets wie Jawbone Up, Nike Fuel und ähnliche.

Herzfrequenz ist nicht gleich Puls

In welchem Rhythmus das Herz schlägt, das kann auf zwei Weisen von Uhren bestimmt werden. Die Brustgurte, wie sie beispielsweise Polar und Garmin verwenden, messen die Herzfrequenz. Der Gurt misst mit zwei Elektroden den Impuls des Herzen, also wirklich den Schlag des Herzen. Dagegen messen Uhren mit eingebautem Pulsmesser den Puls, also den Druckanstieg in den Adern am Handgelenk. Der kann aber auch deutlich von der Herzfrequenz abweichen, da der Weg vom Herz zum dort hin sehr weit ist und von diversen Faktoren beeinflusst wird. Wird der Trainingsplan mit Hilfe einer Leistungsdiagnostik erstellt, so orientiert der Plan sich an der Herzfrequenz. Daher sind Abweichungen u. U. nicht immer hinnehmbar. Ich habe mal Puls und Herzfrequenz verglichen und kam auf eine Differenz von bis zu 10 Schlägen in der Minute – das ist schon eine ganze Menge. Jedoch ist bei einer solchen Trainingsmethode ein Puls besser als gar nichts.

Trainieren mit GPS

Da ich bis zu meiner ersten Leistungsdiagnostik nicht die leiseste Ahnung hatte von Grundlagenausdauer und aerober Schwelle, trainierte ich nach der Pace. Je länger ich laufen wollte, umso langsamer bin ich gelaufen – ganz nach meinen eigenen Richtwerten. Das ist zwar toll, weil die Pulsuhr nicht permanent Alarm geschlagen hat. Aber im Sommer ist eine Pace von 6 min/km anstrengender als im Herbst/Winter bei angenehmen 10 Grad. Dadurch lässt sich also auch nur sehr schwer ein Grundlagenausdauertraining durchführen. Immerhin, eine Leistungsdiagnostik ermittelt zur entsprechenden Herzfrequenz auch die Pace – annäherungsweise geht das auch.

Kennt man seine Pace, dann sind solche Uhren sinnvoll um die Geschwindigkeit im Wettkampf zu kontrollieren. Und dank Auswertung am Computer lässt sich damit ein nettes Lauftagebuch führen.

Wenn schon, dann richtig

Wer die volle Kontrolle über das Training haben möchte, der kommt nicht um einen Trainingscomputer drumrum. So können neben den Herzfrequenz-Zonen (was eine Pulsuhr auch kann) auch Intervall-Trainings programmieren lassen. Oder man programmiert die Wegstrecke und die Zielzeit, womit sich im Wettkampf dann die gewünschte Pace bestimmen lässt. Nebenbei wird auch bei hochpreisigeren Geräten die Erholungszeit ermittelt. In der Auswertung am Rechner liegen dann drei Kurven übereinander: Pace, Herzfrequenz und Höhe (über dem Meeresspiegel) – eine Tolle Spielerei für Zahlenfreaks. Immerhin, es ist alles nicht sinnlos, denn alles steht im Zusammenhang. Jedoch sollte man die Muße haben eben all das auszuwerten.

Neuer Trend Smartwatch

Apple Watch und Konsortien können eigentlich auch all das. Jedoch sind diese Uhren eben Technik-Spielzeug und keine Trainingsuhren. Mit den Bordmitteln der Apple Watch lässt sich ein Lauf eben nicht wirklich auswerten. Dazu bedarf es dann eines iPhones, welches das GPS-Signal bereit stellt. Richtig trainieren könnte man dann mit Runtastic, aber Apple erlaubt derzeit noch nicht die Weitergabe des Pulses von der Watch. Ausgereift ist das System noch nicht.

Eine Alternative dazu bietet ein HF-Gurt von der Firma Wahoo, welches mit Runtastic gekoppelt werden kann. Das ist die günstige Alternative fürs korrekte Training. Aber wer will permanent ein Smartphone am Oberarm tragen? Das lässt sich nicht optimal ablesen und abgesehen davon ist es auch störend. Dahingehend wird das ganze mit einer Smartwatch wieder bequemer.

Fazit

Was also liefert den besten Kompromiss? Wer es ernst meint, der sollte 200 Euro in die Polar M400 investieren. Sie bietet derzeit die beste Allroundlösung für ambitionierte Einsteiger bis hin zum Profi – Herzfrequenz und GPS. Tagebuchführern reicht eine GPS-Uhr. Wer strikt nach Trainingsplan die Grundlagenausdauer fördern will, dem reicht eine HF-Uhr – Laufen im entsprechenden Herzfrequenzbereich, bis der Timer die abgelaufene Zeit akustisch markiert. Jedoch sollte man sich einer Sache bewusst sein: Gute Geräte haben ihren Preis. Auch wenn es 100 Euro mehr sind, wenn das Herz das Training bestimmen soll, dann lohnt sich die Investition in einen Brustgurt, denn der Puls ist nur die halbe Miete.

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