Schon wieder ein Weilchen her seit dem letzten Eintrag hier … und es wird Zeit für was Neues.
Ich komme gerade zurück von einem kleinen Morgenlauf. Sonntag Früh, aufstehen und raus. 8 Kilometer turtlen. Laufen, zwischendrin walken, wieder laufen … so dass der Körper schön warm wird und der Kopf leicht. Die Jahreszeit(en) genießen, das Wetter an mich ranlassen – ich mag das wirklich gerne. Und es hilft meine Gedanken zu sortieren. Genauso wie gute Gespräche. Die letzte Zeit bin ich echt eingespannt – emotional und auch beruflich. Und ich merke, dass es für mich sehr anstrengend ist, zwei Blogs zu schreiben. Ich dachte immer, das hier ist einfach „nur“ ein Lauftagebuch und das ich alles andere – meinen emotionalen Kram und weitere tiefgehende Gedanken – woanders platzieren müsste, weil es hier vielleicht niemand lesen mag. Aber dann traf ich letzte Woche beim ersten Vorarlberger Gute-Nacht-Lauf von Laufen gegen Leiden, mal wieder auf meine Lauf-Freundin Sarah, mit der ich darüber geredet habe und sie sagte: „Es ist deine Entscheidung, wenn du aus deinem Lauf-Tagebuch einfach ein Lebens-Tagebuch machst.“
So einfach ist das. Recht hat sie und ich denke, ich werde ab sofort wieder nur hier schreiben und nach und nach alle Inhalte hier zusammenlaufen lassen. Es liest sowieso nur jeder das, was er lesen möchte. Und die Zeiten, wo ich mich mit Zahlen, Seitenaufrufen und Klicks beschäftigt habe, sind für mich vorbei. Das ist nicht wichtig für mich. Genausowenig, ob ich 2 Minuten schneller beim Halbmarathon bin oder irgendeinen neuen Rekord beim Laufen aufstelle (ja, klar freut mich das, aber es nicht wichtig für mein Wohlbefinden). Deswegen. Welcome back hier, Judith!
Süchtig nach mehr
Ich hatte letzte Woche zwei wunderschöne Termine. Einen Vortrag in einer tollen Firma und einen Workshop mit 21 Frauen, wo wir darüber sprachen, wie wir es schaffen, unseren Schweinehund zum Schoßhund zu erziehen und in Bewegung zu kommen. Und mitten an diesem Nachmittag, als ich davon erzählte, dass ich inzwischen laufen „muss“, weil ich das Gefühl habe, es wirklich zu brauchen, tauchte eine Frage auf:
„Ist das dann nicht schon eine Sucht?“
Ich überlegte kurz. Wie definiere ich denn Sucht? Für mich ist eine Sucht etwas, wo ich Dinge tue oder zu mir nehme, die mir kurzfristigen Genuss verschaffen, aber auf lange Sicht etwas in mir kaputtmachen. Seelisch, emotional oder körperlich. Im schlimmsten Fall alle drei Dinge.
Und in dem Moment konnte ich ganz klar argumentieren: Nein, für mich ist das, was ich hier tue, definitiv keine Sucht. Ganz im Gegenteil. Es ist das Ergebnis eines langen Prozesses, in dem ich gelernt habe, in mich zu spüren, zu wissen, was mein Körper braucht, wonach meine Seele verlangt. Und diesem Bedürfnis nachzugeben. Mit jedem Lauf, mit jedem guten Essen, mit jedem meiner Smoothies tue ich etwas, womit ich mich in meinem Körper, in mir selber, mit mir selber wohl fühle. Wenn man so will, dann bin ich süchtig danach, mich gut zu fühlen. Und wenn das heißt, dass ich Gehpausen mache, und wenn das heißt, dass ich manchmal gar nicht laufe, sondern wandere, oder mich zwischendrin hinsetze und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lasse – dann gehört das zum Plan. Ich quäle mich nicht. Ich versuche ständige Dinge zu tun, zu denken, zu sagen, zu essen, zu empfinden, die mir ein unglaublich gutes Gefühl verschaffen. Die mich glücklich machen.
Glückssüchtig
Denn, wenn ich glücklich mit mir selber bin, dann kann ich dieses Glück nach außen tragen und andere Menschen glücklich machen. Einfach so. Weil es mir gut geht. Nicht, weil ich eine Gegenleistung dafür erwarte. Sondern einfach, weil ich es nach außen tragen möchte, wenn es aus mir herausstrahlt. Ich hab keine Ahnung, ob das verständlich ist – aber so empfinde ich es. Zu meinem Arbeitsalltag gehört es inzwischen dazu, dass ich meditiere, laufe, Yoga übe – alles, was mir hilft, mich richtig wohl zu fühlen. Das hat Einfluss auf alles, was ich tue. Ich schreibe dann besser, denke kreativer, bin einfühlsamer, aufnahmefähiger … ich will nichts mehr tun, was gegen mich geht – ich will Dinge FÜR mich tun. Weil ich dann auch Dinge für andere tun kann. Und das ist ziemlich gut.
Wenn man so will, dann bin ich vielleicht ein bisschen süchtig nach Glücklichsein.
Und wenn man mich jetzt fragt, wo man denn anfängt, um dorthin zu kommen, dann würde ich vielleicht sagen:
„Dort, wo du etwas tust, was dich glücklich macht – in deinem Körper, in deinem Kopf, in deinem Herz.“
Es muss nicht immer schwer sein. Wir sind so drauf eingestellt, dass der Weg schwierig ist und voller Qualen und Disziplin (wuahhh, allein das Wort macht mir schon Gänsehaut) und klar ist nicht immer alles einfach. Aber einen Weg zu entdecken, der alles verändert und trotzdem immer wieder Glücksmomente bringt, auf den man sich ein Leben lang einlassen möchte, ohne dass er irgendwann endet (so wie es einem die ganzen Diätkonzepte vorgaukeln) – das kann wunderschön sein. Nein, nicht immer easy, aber auch diese ganzen Tiefen gehören dazu. Ich liebe meine Tiefen – ohne die hätte ich die Höhen nicht erleben können. Und auch jetzt ist noch so, dass keine Woche vergeht, wo ich nicht wieder falle und wieder aufsteige … das ist Leben. Für mich.
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