Die Gebrauchsanweisung zum Abnehmen
Weißt du was mir am liebsten gewesen wäre, als ich damals erkannt habe, dass gleichzeitig mit dem Laufen auch die Kilos runtermüssen?
Am liebsten hätte ich gewartet. Darauf, dass es an der Tür klingelt und mir Max, unser Postbote, ein Päckchen bringt. Ein Päckchen, in dem das eine Programm drin liegt, dieses eine System, die eine Wahrheit, das Abnehm-Konzept, das nur für mich richtig ist.
Ein Anleitung in der exakt drinstand, was ich zu tun und zu lassen hatte. Eine 10-Punkte-Liste zum Abhaken. Man könnte auch sagen: eine Gebrauchsanweisung für meinen eigenen Körper. Eine Gebrauchsanleitung zum Abnehmen. Das hätte ich mir gewünscht.
Trial and Error
Dieses Paket kam aber nie an. Dafür kamen viele andere:
Konzepte, bei denen ich aufschrieb was ich aß, Programme, bei denen mir aufgrund meiner Blutwerte gesagt wurde, wieviel Gramm ich wovon essen darf, es gab Uhrzeiten, nach denen ich mich richten musste und manche Lebensmittelgruppen durften eben nur zu bestimmten Zeiten gegessen werden. Eine Zeitlang war ich so zuckerphobisch (ein Konzept verlangte, dass ich gar keinen Zucker mehr aß), dass ich beim Anblick von Essiggurken, die Zucker enthielten, beinahe einen kleinen Schock erlitt.
Erst in den letzten 2 Jahren habe ich, mit Starthilfe, gelernt, mich so zu verhalten und so zu essen, dass ich mein Wohlfühlgewicht erreicht habe und mühelos halte. Es war ein holpriger Weg mit vielen Versuchen und noch mehr Fehlversuchen, aber es hat sich gelohnt. Ich würde dir gerne sagen, was du jetzt genau tun sollst, damit das bei dir auch funktioniert – aber das kann ich nicht. Ich kann dir nur die wichtigsten Dinge nennen, die mich so richtig vorwärts gebracht haben und du entscheidest, ob du etwas davon ausprobieren möchtest.
Mach dich unabhängig
Ich habe es bereits erwähnt. Dieses „eine“ Programm, das für uns alle funktioniert. Das gibt es nicht. Firmen, Medien und Hersteller toller Produkte und Konzepte versuchen, uns das zu versprechen. Aber es stimmt einfach nicht, dazu sind wir viel zu individuell. Vom Körperbau her, vom Stoffwechsel und noch viel wichtiger: vom Kopf her.
Wenn du zu Beginn ein wenig Starthilfe brauchst, dann such dir ein Programm, das ohne Hilfsmittel auskommt. Sobald du Pülverchen XY brauchst oder den Wunder-Schoko-Riegel oder dieses wahnsinnig tolle völlig naturbelassene Multivitamindingsbums, um dein Wunschgewicht zu erreichen, dann ist meiner Meinung nach schon was faul. Ich habe vieles probiert und im Endeffekt habe ich die letzten beiden Jahre über 30 Kilo an Gewicht verloren, ohne Zaubertricks und Mittelchen. Zu Beginn wusste ich auch nicht, wo ich starten sollte und so habe ich mich bei einem Online-Programm angemeldet, das auch vegane Rezeptideen in der Datenbank hatte. Das half mir, in die Gänge zu kommen und mich mit meiner Ernährung zu beschäftigen.
Wichtig ist aber, dass du dich davon nicht abhängig machst. Als eines Tages mein Computer streikte, stand ich panisch vor dem Kühlschrank. Ich hatte keinen Plan, was ich essen sollte (oder durfte?) und wie man ohne Rezept etwas Schmackhaftes kochte. Das war der Moment, in dem ich beschloss, mich langsam von dem Programm zu lösen und eigene Rezepte zu entwickeln.
Wenn du dein eigenes Programm auf die Beine stellst, indem du lernst, für dich selbst zu kochen, indem du rausfindest, was dir schmeckt und gleichzeitig deinem Körper gut tut, machst du dich unabhängig. Und das ist ein ziemlich cooles Gefühl!
Fünf konkrete Tipps
Zum Schluss bekommst du nun von mir eine 5-Punkte-Liste, weil ich weiß, dass die meisten Menschen gerne Listen mögen. Ich bin einer davon. Gib mir eine Liste und ich bin glücklich!
Es gibt ein paar konkrete Schritte, die du ausprobieren kannst, auf dem Weg zu deinem eigenen Programm. Diese Schritte habe ich für mich umgesetzt und sie sind nach wie vor enorm wichtig dafür, dass ich heute so aussehe wie ich aussehe und mich so wohl fühle, wie ich es heute tue.
- Auf Wiedersehen, Zucker – Niemand will das lesen und schon gar nicht umsetzen. Denn wir lieben Süßes. Ich habe aber auch nicht gesagt, dass du nichts Süßes mehr essen sollst. Versuche einfach, den weißen Industriezucker und alles, was ähnlich ist (brauner Zucker ist auch nicht das Wahre) loszuwerden. Mein Weg führte dabei über Agavendicksaft (auch nicht der Knaller, was den Nährwert für deinen Körper angeht) zu Trockenfrüchten. Trockenfrüchte, mein Lieblinge sind Datteln, machen dein Leben süß und erlauben es dir, auf natürliche Art & Weise zu süßen. Sie machen zufrieden. Und das ist es, wo wir hinwollen.
- Weißes Mehl raus! – Es schmeckt so lecker als Baguette, als Pasta oder auch als Frühstücksbrötchen. Und trotzdem bleibt das Gefühl von „leer“. Ich kann von diesen Dingen Unmengen essen, sie machen mich gierig und trotzdem fühle ich mich nicht gut genährt. Bei Vollkornprodukten ist das besser.
- Gib mir mehr Obst & Gemüse! – Erhöhe deinen Obst- und Gemüseanteil in der Nahrung. Iss mehr Salate (so richtig leckere mit Oliven, Avocados, gebratenen Seitan-Würfelchen, Grillgemüse … was immer du brauchst, damit du viel Salat essen kannst), trinke fruchtig-frische Smoothies mit buntem Obst und futtere zwischendrin Trockenfrüchte. Koch dir mal wieder einen großen Topf Gemüsesuppe oder futtere einen ganzen Kürbis in Form von Kürbis-Pommes (schmeckt übrigens auch gut zum Salat).
- Beweg dich! – Mach etwas, das dich in Bewegung bringt und Spaß macht. Verabrede dich mit jemandem zum Schwimmen. Oder zum Spazieren. Oder nutze das Wochenende, um deinen Hausberg zu erklimmen. Bring deinen Körper jede Woche mehrmals so richtig in Schwung und achte darauf, dass du Spaß dran hast. Und ein wenig Schwitzen wäre auch nicht verkehrt.
- Schweinehund-Party – Wenn du dir zur Abwechslung was Dauerhaftes wünschst für deine Gesundheit, dann solltest du deinen Partner nicht vergessen: deinen inneren Schweinehund. Der sorgt dafür, dass der Spaß nicht zu kurz kommt und das ist vielleicht das Wichtigste überhaupt an deinem neuen Programm. Plane Zeit für den Schweinehund ein. Ein Tag pro Woche, oder drei Nachmittage im Monat – halte es, wie du möchtest. Aber in den Schweinehund-Spielphasen, darf er bestimmen. Er bestimmt, wie schnell ihr lauft, ob ihr überhaupt lauft oder doch lieber ein Buch lest, er bestimmt, was ihr esst, leckere selbstgemachte Schokocreme aus Bananen, Kakao und Datteln oder doch lieber die Schokolade aus dem Laden, bei der das Papier so schön knistert, wenn man sie mit einem Ratsch aufreißt. Optimal wird es, wenn der Schweinehund zu seinen Zeiten genau das möchte, was du sowieso schon die ganze Zeit machst – und dieser Moment kommt. Früher oder später.
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