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Klick im Kopf.

Geht es darum, nach dem Moment zu suchen, bei dem es bei mir „Klick“ machte, dann ist das nicht so einfach. Mit „Klick“ meine ich dieses Umschalten von „Ich bleib so wie ich bin und das ist gut so“ zu „Ich will was verändern. Ich will mehr. Und dabei gleichzeitig weniger werden.“

Es gab kein Auslösen des Klicks im Außen. Kein verstörendes Foto, keine geplatzte Hose, kein erschreckendes Spiegelbild – nichts. Ich war einfach ich. In einer zunehmenden Phase. Zugegeben, mit Höchstgewicht, aber auch die dreistellige Zahl, die in greifbare Nähe rückte, schockierte mich nicht grob. Ich hatte aufgegeben. Es war mir irgendwie egal. Aber nicht ganz.

So ein leises Klick war da schon. Innerlich. Kaum hörbar. Es gab da dieses Gefühl. Dieses „Eigentlich-bin-ich ganz-anders-nur-weiß-es-noch-keiner“-Gefühl. Ich habe darüber nie bewusst nachgedacht. Nur ab und zu hatte ich eben solche komischen Gedanken. Dass ich in Wirklichkeit gar nicht so dick sein müsste. Dass ich eigentlich anders gedacht bin. Schlank. Und schnell.

Lächerlich, wenn man sich das mit 98 Kilo (oder 110, oder 125 oder 80 – setzt ein, was ihr wollt) denkt. Aber im Nachhinein, wenn ich jetzt Fotos sehe, oder an die Zeit denke, in der ich soviel mehr war – da verstehe ich es. Es war so, als hätte ich einen Fettanzug an. Einen, den ich mir selbst angefuttert hatte. Ich fühlte mich niemals so dick, wie ich mich jetzt auf den Fotos sehe. Als hätte ich ein Kostüm an! Erst letzte Woche, als ich das Lauffoto vom Frauenlauf 2012 für euch auf Facebook gestellt habe, fiel ich beinahe ins Koma vor Schreck. Ich habe dieses Foto gekauft. Ein Jahr später. Letztes Jahr wollte ich es nicht haben, weil es mir nicht gefiel. Dieses Jahr musste ich es haben (zum Glück verliert das Internet nichts) – ich konnte nicht glauben, dass ich das war! Ich bin mit dem Computer zu meinem Mann gerannt und rief: „Schau dir das an! Schau! Dir! Das! An!“ Und er grinste nur und meinte: „Schatz, ich weiß wie du ausgesehen hast.“ Ich bekam beinahe Schnappatmung und brüllte: „Aber doch nicht SO!“

Ein paar Wehwehchen hatte ich damals schon, aber nichts Weltbewegendes. Kleidung bestellte ich mir im Internet in Übergröße („gefällt mir sowieso viel besser als der andere Kram, da sieht ja alles gleich aus“) und ich wurde überall gemocht, hatte Freunde, einen Job mit Anerkennung, einen Mann, der mich so nahm wie ich war – kein Grund sich zu verändern.

Und trotzdem wurde das Klick-Klick-Klick immer hörbarer. Ich wurde unruhig. Immer öfter dachte ich: „Irgendwas tut sich. Das war‘s noch nicht. Du bist nicht so. Du bist anders.“ Wo das herkam? Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube, dass es dieser Gedanke war, der schlussendlich dazu beigetragen hat, dass ich heute 30 Kilo weniger habe und laufe.

Am 1.4.2012 wog ich 98,3 Kilogramm. Ich stand auf und fasste den Entschluss: Ich laufe einen Marathon! Ich weckte meinen Mann und warf ihm meinen Plan ohne Vorwarnung mitten in das noch verschlafene Gesicht. „Ok“, brummelte er. „Wann fangen wir an zu trainieren?“ Ich habe mich noch am selben Tag für den Viertelmarathon, der 6 Monate später stattfand, angemeldet und mit dem Training begonnen.

Das war mein Klick.
Genau auf dieselbe Art und Weise habe ich übrigens vor fast drei Monaten mit dem Rauchen aufgehört. Ich hatte wieder das Gefühl, dass was nicht passt. Das Gefühl, dass ich eigentlich keine Raucherin (mehr) bin. Das passte nicht mehr. Ich war jetzt eine Läuferin. Rauchen musste ich nicht mehr. Von heute auf morgen aufgehört und ich vermisse es kein Stück. Denn ich bin eine Läuferin.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft oder ob das nur so ein „Klick-Ding“ von mir ist.

Aber vielleicht ist es nicht schlecht,  ab und zu in dich reinzuhören, um rauszufinden, ob du noch die Dinge tust und isst und in deinem Leben hast, die zu dir passen. Oder ob du eigentlich ganz anders bist.

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