Ja, ich weiß. Die Überschrift klingt, als würde ich mich beschweren wollen. Aber nein, darum geht es nicht. Ganz im Gegenteil. Ich möchte mich viel lieber erleichtern, anstatt zu beschweren. Denn im Allgemeinen fühlt es sich leicht viel besser an als schwer. Stimmst du zu?
Nein, mein Leben ist grad nicht leicht. Aber vielleicht ist auch das nur eine Ansichtssache und wenn ich mich einmal um die eigene Achse drehe, sieht vielleicht alles ganz anders aus? Hey, das ist gut möglich! Denn eigentlich (ja, ich weiß dieses Wort – aber weißt du was: Ich mag es. Weil es mir Raum für meine eigenen Gedanken lässt und nicht endgültig ist.) … Wo war ich? Ach ja: Eigentlich geht es mir ganz gut. Natürlich nicht so, wie ich mir das vorstelle – denn dann wäre ich längst erfolgreich damit, ausschließlich zu schreiben. Und zwar nur für mich und nur worüber ich Lust habe und wann ich Lust habe. Dann wäre ich schmerzfrei und würde jeden Morgen 10 Kilometer laufen in einer Leichtigkeit, dass allen an denen ich vorbeisause nur so die Ohren schlackern. Dann wäre ich sorgen- und abenteuerfrei und würde einen ruhigen Lebensabschnitt genießen.
Und ja … das bin und habe ich alles nicht. Und weißt du was? Gut so. Ich nehm das an, weil es zu mir gehört. Ich stelle erst jetzt im Laufe der Zeit fest, was so eine massive Veränderung des Lebens wirklich bedeutet – und nein, auch das hier ist kein Jammern, sondern einfach schlicht eine Gedankensammlung in meinem virtuellen Tagebuch. Ich will nicht getröstet werden, weil ich zufrieden damit bin, dass das jetzt alles dazugehört. Ich dokumentiere einfach nur. Und im Rahmen dieser Dokumentation bemerke ich, dass Veränderungen verdammt unbequem sind. So cool es ist, wenn du abnimmst, plötzlich laufen kannst und ein Buch schreibst … so unbequem ist es, wenn du plötzlich (haha – nach Jahren des emotionalen Tiefschlafs!) registrierst, dass du zwar in kleinere Klamotten passt, aber aus deinem eigenen Leben herausgewachsen bist. Und dann realisierst du, was das für Folgen hat. Haben muss! Du veränderst dein gesamtes Umfeld. Stellst alles in Frage. Lässt Menschen hinter dir. Menschen, die dir wichtig waren und immer noch sind. Du verlässt dein Zuhause, deine Komfort-Zone, dort wo es so schön bequem war … und ruhig. So ruhig.
Du sitzt eines Morgens vor dem Schreibtisch und überlegst dir, womit du eigentlich dein Geld verdienst. Und ob du das noch so weitermachen willst. Oder ob die Richtung längst eine andere ist, nur du hast noch nicht kapiert, dass das Leben mit so vielen Zaunpfählen winkt, dass du vor lauter Pfählen den Weg nicht mehr siehst.
„Verändert Laufen und Abnehmen denn wirklich alles?“
postete eine Leserin unter das Bild von meinem Mann und mir, in dem wir verkündeten, dass wir ab jetzt getrennt sind. Verändert das wirklich alles? Diese Frage habe ich mir gestellt und es dauerte einige Wochen, bis ich sie beantworten konnte. Jetzt erst kann ich das. Nein, Laufen und Abnehmen muss überhaupt nichts verändern. Aber wenn es DICH verändert, dann verändert es alles. Und mich hat es verändert. Was dieses „alles“ bedeutet kann ich nur für mich beantworten. In meinem Fall das ganze Leben. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen. Ich verstehe, dass das unangenehme Gefühle hervorrufen kann. Denn bitte – wer will denn das alles?
Hätte mir vor 5 Jahre eine gute Fee gesagt: „Judith, du wirst 30 Kilo abnehmen, schlank sein, laufen und fit sein. Du wirst dich toll ernähren und völlig verändert aussehen. Du wirst dir gefallen! Du wirst dich selbständig machen, endlich dein eigener Chef sein und du wirst ein abenteurreiches Leben führen. Das einzige, was du dafür aufgeben musst, ist alles, an dass du dich gewöhnt hast.“
Alles.
Hätte ich es dann gemacht? Ich weiß es nicht. Und vielleicht ist es auch egal. Denn jetzt ist jetzt. Und nur dieses Jetzt existiert. Alles was geschehen ist, und weiterhin geschehen wird, entstand aus Liebe zum Leben. Und ja, leben und das Leben sind manchmal unbequem. Kein Grund, es nicht zu lieben. Ganz im Gegenteil.
Und zum Abschluss dieser Morgen-Gedanken noch ein kleines Check-Up meiner Aktivitäten: Ich sortiere mich. Auf dem Spinning-Bike. Beim Essen. Bei der Physio-Therapie. Klappt nicht immer. Aber immer wieder. Ich denke nicht, dass ich „eine Phase“ habe. Ich denke, das sich gerade grundlegend was tut. Laufen wird für mich nicht mehr dasselbe sein wie vor meiner Trennung. Es hat sich auch das verändert. Ich sortiere mich. Die frühere Unbeschwertheit ist nicht mehr da. Dafür gibt es Platz für eine neue Leichtigkeit. Auch wenn das noch ein wenig dauert – aber ich mochte den Weg schon immer lieber als das Ziel. Es gibt soviel zu sehen und zu entdecken.
Mir geht es gut. Und wenn ich noch einen Wunsch frei hätte bei der Fee …
Ziel 2017: wieder schmerzfrei laufen können.
Und ansonsten nehme ich, was kommt.
Fotoquelle: Diese Glückaufladestation fand ich gestern auf der Straße in Dornbirn. Einfach so. Dachte mir, es schadet nicht, mich mal draufzustellen. Und was soll ich sagen: Ja, funktioniert! 😉 Klappt bestimmt auch, wenn du deine beiden Finger draufhältst am Bildschirm.
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