Ich glaube es wird mal wieder Zeit einen Tagebucheintrag zu verfassen. In letzter Zeit ist einiges passiert und wofür hat man schließlich ein Tagebuch?
Wenn einem was auf der Seele liegt, dann sollte man das auch rausposaunen können. Nicht umsonst erzähle ich in meinen Vorträgen dass es wichtig ist, „jammern“ zu können und nicht alles in sich reinzufressen. Schließlich ist das eines meiner Erfolgsgeheimnisse, dass ich, wenn es mir schlecht ging, und auch wenn es mir gut ging, meine Emotionen immer in meinem Tagebuch abgeladen habe und sie mit der Welt teilte.
In letzter Zeit häufen sich wieder die Anfragen bei mir wie ist denn mit der Haut aussieht wenn man so viel abgenommen hat. Ich habe schon einige Male darüber geschrieben und auch gesprochen und euch erzählt, dass ich bei weitem keinen makellosen Körper mehr habe (und das ist auch gut so!). Umso spannender dass ich vor kurzem gerade wegen meiner Abnahme auf eine ganz andere Art und Weise angesprochen wurde.
Sind nur schlanke Frauen schön?
Eine Frau, die auf einem meiner Vorträge war, fragte mich anschließend, ob ich in meinem Vortrag eigentlich darauf hinaus will, dass nur schlanke Frauen schön seien und das sie absolut keine Lust dazu hätte, abzunehmen. Da blieb mir erst mal der Mund offen stehen und ich überlegte in Windeseile, was um Himmelswillen ich gerade erzählt hatte, dass der Eindruck entstand, ich würde nur schlanke Frauen schön finden. Ich hatte nur meine eigene Geschichte erzählt, um mich vorzustellen. Nicht mehr und nicht weniger – dass sich dadurch jemand so angegriffen fühlt und meine Entwicklung (vor allem die optische) so stark auf sich bezog, hat mich völlig erschreckt. Hab ich bisher auch noch nie so erlebt.
Ich hab ihr dann erklärt, dass es in meinem Vorstellungs-Vortrag einzig und allein darum ging, mich als Mensch vorzustellen, meine Geschichte zu erzählen – und da gehört es nun mal dazu, dass ich Gewicht verloren habe, sorry – und dass ich in keinster Weise daran interessiert bin, irgendeinem Menschen auf dieser Welt meinen Weg aufzudrängen. Ganz im Gegenteil! Ich hab überhaupt keine Lust darauf, dass sich andere daran versuchen, mich und/oder das, was ich getan habe zu kopieren. Denn in meinen Augen funktioniert das nicht. Ich hab einfach nur meinen eigenen Weg entdeckt – und das ist es, was ich vermitteln möchte – jeder von uns hat seinen eigenen Weg.
Eine Entwicklung wie die meine zu durchleben erfordert, dass der oder diejenige sich intensiv mit sich selbst beschäftigt und herausfindet was für einen Weg er oder sie gehen kann, der ihm Freude bereitet. Es geht nicht darum, einen vorgefertigten Weg zu beschreiten den jemand anderer vorbereitet hat. Klar ist den eigenen Weg zu finden manchmal anstrengend, kostet Zeit und man durchlebt viele Höhen und Tiefen.
Zum Thema Gewicht und ob nur schlanke Frauen schön sind möchte ich sagen, dass ich auch mit meinem Übergewicht immer noch ich war. Immer und zu jedem Zeitpunkt. Die Frau, die mich angesprochen hatte, war besonders auf mein Vorher-Nachher-Bild fixiert und fragte, ob denn die dicke Frau auf dem Bild etwa weniger attraktiv wie die andere, schlankere, wäre. Nein, es war einfach eine andere Form von mir. Ich war immer schon ich, ob nun mit 100 Kilo oder mit 70 Kilo. Es macht keinen großen Unterschied. Nicht mehr. Ich liebe das Bild von mir, auf dem ich mit meinen vielen Kilos den Frauenlauf laufe. Ich habe meinem Körper damals zugetraut, dass wir das zusammen schaffen – und wir haben es geschafft. Wir waren damals schon ein Team. Und darum geht es.
Königsdisziplin Selbstliebe? Oder doch ganz einfach.
Ich zitiere an dieser Stelle meinen Mann Bernd, den ich vor einigen Jahren als ich noch stark übergewichtig war, gefragt habe, ob ich ihm trotzdem gefalle. Er hat mir geantwortet, dass ich ihm immer gefallen würde und dass er nur möchte, dass ich gesund bin. Das war seine einzige Forderung, die er jemals gestellt hat.
Ich denke, das sagt alles aus. Worum es geht, wenn ich jemanden liebe. Dann ist die Körperform nicht im Vordergrund, sie ist nicht die Hauptsache und dennoch ist sie wichtig, denn sie sagt etwas darüber aus, wie gesund dieser Mensch ist, den ich liebe – das gilt übrigens für zu dick und für zu dünn. Genauso verhält es sich mit dem eigenen Körper. Für mich ist es ein Akt der Selbstliebe, meinen Körper und sein Gewicht dorthin zu bewegen wo er gesund ist und sich wohl fühlt. Übergewichtig zu bleiben, aufgrund der Angst, dass meine Haut, wenn ich abnehme schlabbrig wird oder Falten wirft, hat für mich nichts mit Selbstliebe zu tun.
Wenn ich mich genug selbst liebe, um mich gesund sein zu lassen und mich gesund werden zu lassen, dann bin ich auf dem richtigen Weg meiner Meinung nach.
Es ist schön, dass mir mein Partner vorgelebt hat, wofür ich fast zehn Jahre gebraucht habe, um es selber zu verstehen und mir diesen Weg zu erlauben.
Ich habe übrigens im letzten Jahr nach und nach circa sechs Kilo wieder zugenommen und habe eine einige Zeit lang damit gehadert gedacht ich müsste es schnellstmöglich wieder los werden. Aber wenn ich in den Spiegel sehe, finde ich mich schön – nicht alles an mir und auch nicht jeden Tag – aber grundsätzlich finde ich mich schön. Mein Körper ist gesund, ich kann mich bewegen, ich kann mich ernähren so wie es mir schmeckt und Freude macht. Ich muss mich weder kasteien noch auf etwas verzichten.
Was ich damit sagen will:
Wenn du das nächste Mal überlegst, ob du lieber pummlig bleibst, damit deine Haut schön straff bleibt oder weil du Angst hast das dein Partner dich verlässt, wenn du plötzlich neue Seiten aufziehst, dann überleg dir doch bei dieser Gelegenheit wie viel Selbstliebe hinter dieser Entscheidung steckt. Und wenn du an einen Punkt kommst, an dem du diese berühmten 3-4-5 oder 6 Kilo zu viel hast, von mir aus auch zehn und du trotzdem gesund bist und alles tun kannst was du möchtest, dich bewegen kannst, keine Schmerzen hast – dann überleg dir doch, ob du dich auch mit diesem Gewicht annehmen und lieben kannst.
Dass ich mit meinem Weg in die richtige Richtung gehe und wahre Veränderung erst entstehen kann, wenn ich mich jetzt annehme, wie ich bin (auch mit 6 kg mehr oder mit 10 oder mit 30 oder mit Dehnungsstreifen und Speckröllchen und, und, und …) zeigte mir übrigens eine Begegnung, die ich gestern erlebt habe. Christian Holzknecht, ein erfolgreicher und begnadeter Fotograf und toller Mensch, schrieb vor kurzem auf seiner Facebookseite aus einem Impuls heraus, dass er ein Fotoshooting verschenke möchte. Alles, was man tun musste, war ihm eine Nachricht zu senden mit der Idee, was man fotografieren wollte, mit welchem gedanklichen Hintergrund – quasi die Story zum Bild. Ich hab’s getan und ihm geschrieben, dass ich – aufgrund der vergangenen Erlebnisse – so Lust hätte auf ein umgeschminktes, echtes Bild, das Mut machen soll. Er bekam sehr viele Zuschriften und um es kurz zu machen: Er hat mich gestern zu sich in sein Studio eingeladen und wir haben 3 Stunden lang geredet. Ein Mann, der Models vor der Kamera hat, die mehrere Tausend Euro pro Tag verdienen, der für den Playboy Bilder schießt und die schönsten Frauen dieser Welt fotografiert, saß gestern vor mir und erklärte mir, dass wir alle perfekt sind, wie wir sind. Jetzt. Genau jetzt. Nicht dann, wenn … Jetzt sind wir perfekt. So wie wir sind.
Überleg dir das bitte mal: Du bist jetzt perfekt. Heute schon.
Bitte, was nimmt das für einen Druck raus aus der ganzen Story! Merkst du das?
Ist im ersten Moment etwas ungewohnt, so etwas zu denken, ich weiß. Aber ich glaube, das kann man üben. Christian Holzknecht werde ich in dieser Angelegenheit noch öfter zu Rate ziehen, da wir in ähnlicher Mission auf dem Weg sind. Da geht noch was. Wenn du noch mehr von ihm hören willst, sieh dir dieses Video zur Miss-Wahl in Vorarlberg an, Christian ist in der Jury und gibt ein Hammer-Statement ab (ab Minute 2:33).
Und natürlich haben wir nicht nur geredet, sondern auch fotografiert. Für mich sehr faszinierend, wie er mich sieht und welche Fotos entstanden. Im Vergleich zu Bildern, die vor 2 Jahren entstanden sind, wirke ich erwachsener. Die Reise geht weiter. Ungeschminkt und mit harten Kontrasten, die auch noch jede Hautunreinheit hervorheben. Ohne Retusche. Das bin ich heute.
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