Im Juli 2012 ging ich gemeinsam mit meiner Schwester und rund 30 Kilo Übergewicht im Gepäck, an den Start beim Wälderlauf von Mellau nach Schoppernau. Rund 13 Kilometer gab es zu bewältigen Damals hatte ich bereits Probleme mit der Hüftsehne und wusste, ich werde nicht laufen können. Aber walken sollte drin sein.
Schlussendlich kam ich nach 2 Stunden und 20 Minuten völlig erledigt ins Ziel – aber mächtig beeindruckt von der tollen Atmosphäre beim Wälderlauf. Tolle Menschen, tolle Organisation und die landschaftliche Kulisse kann sowieso nichts toppen.
Wie vor 2 Jahren habe ich mich in der Klasse „mit tau“ (mitgemacht für Nicht-Bregenzerwälder“) angemeldet. Das ist der letzte Startblock für die Genussläufer, in dem auch Walker, Wanderer und ganze Musikvereine starten. Da ich mir dachte, ich möchte die schnelleren Läufer nicht behindern, gesellte ich mich also zu der Spaß-Fun-Truppe am Ende des Läuferfeldes. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Als es endlich losging war erstmal eine Mauer, bestehend aus Spaziergängern, Walkern, Nordic Walkern und Wanderern vor mir. Irgendwie hat wohl keiner mehr damit gerechnet, dass in diesem Startblock auch noch jemand gerne rennen würde. Ich musste Stock über Stein springen, rechts vorbei über die Wiese sprinten, um überhaupt ein Stückchen Straße zu ergattern, auf der ich laufen konnte. Ich glaube, ich habe die wirklichen Genussläufer (bzw. Wanderer) ziemlich genervt, als ich im Zick-Zack-Hindernislauf zwischen ihnen durchgesprungen bin. Was aber die eigentliche Sensation war: ich war in der Lage, das zu tun! Klar, der Puls ging hoch, aber ich war fit. Nachdem ich mir den Weg freigekämpft hatte, ging ich es etwas ruhiger an – Puls pendelte sich bei rund 170 Schlägen ein.
Beständig leicht aufwärts ging die Strecke, teils Asphalt, teils Waldboden, teils Weg mit groben Steinen darauf – einfach zu laufen war es nicht. Aber so schön! An soviele Stellen konnte ich mich erinnern, als ich vor 2 Jahren mit meiner Schwester dort gelaufen bin, und wie fertig ich war. Und dieses Jahr flog ich nur so dran vorbei – alleine dieses Gefühl, körperlich zu erleben, was sich die letzten 24 Monate verändert hat, das ist unbezahlbar!
Mittendrin laufe ich an jemandem vorbei.
Judith? Bist du das?
Ja, ich bin das! Genauso bin ich jetzt. Ich kann 13 Kilometer laufen. Ich brauche 1 Stunde und 32 Minuten dafür und kann nebenbei noch locker Gespräche führen und lachen. Wie üblich werden mir beim Erblicken des Ziels, so 200 m vorher, die Knie so weich, dass ich fast stehenbleiben muss. Ins Ziel habe ich es trotzdem geschafft. Weil mein Mann, der mich auf den 13 Kilometern begleitete, meine Hand nahm und mich förmlich über die Ziellinie geschleift hat. Ich glaube, ich wäre glatt davor stehengeblieben. Zum Dank dafür habe ich ihm mein Laufshirt vom Team vegan.at vermacht. Ok, ich geb’s zu: es ist mir zu groß geworden. Aber an ihm sieht’s einfach viel besser aus.
Im Ziel treffe ich Ariane, Gitti, Ina, Evi und Ulli – alles tolle, wilde Läuferinnen. Manche von ihnen treffe ich hin und wieder bei Läufen, manche auf Facebook – es war einfach toll. Und zuguterletzt hatte es doch etwas Lustiges, dass ich mich in der Genussläufer-Klasse angemeldet habe:
Ich bin doch tatsächlich auf Rang 39 von über 400 Genussläufern gelaufen und damit auf Rang 400 von knapp 1000 angemeldeten Frauen in der Gesamtwertung gekommen. Wer hätte das gedacht!
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