Ich erinnere mich noch sehr gut an meine allererste sportliche Tiefphase (abgesehen von den ersten 32 Jahren meines Lebens, die man als eine einzige große Sport-Tiefphase ansehen könnte), die im Juli 2012 begann – drei Monate nachdem ich losgelaufen bin.
Damals erhielt ich die äußerst charmante Diagnose der Hüftsehnenentzündung mit der Auflage, einfach mal neun Monate (9 !!!) nicht zu laufen. Dies legte ich dann aber doch recht großzügig für mich aus, indem ich einfach mal überhaupt nichts mehr machte. Außer atmen und essen. Völlig ignorant der Tatsache gegenüber, dass ein Laufverbot nur das Laufen verbietet. Nicht aber das Radeln, das Schwimmen, Yoga, Krafttraining und andere schöne Dinge, die den Körper glücklich machen und in Form bringen.
Essen als Alternativtraining
Glücklicherweise fand ich dann aber doch noch ein Alternativtraining: die Optimierung meiner Nahrungsaufnahme. Ich lernte vegan (besser) kochen und begann, mich mit Nährwerten und Portionsgrößen auseinander zu setzen. Das Ergebnis konnte sich mit minus 20 Kilo wirklich sehen lassen … ich hatte also meine Überbrückungsaufgabe gefunden.
Jetzt befinde ich mich, wie ihr vermutlich wisst, mal wieder in sportlicher Bauchlage am Tiefpunkt. Und ja, das ist nicht so cool – aber ich kann damit leben. Denn ich stelle fest, es gibt genügend andere Dinge zu tun, bis ich wieder soweit bin, laufend durchs Leben zu turtlen.
Letzte Woche war ich nämlich auf einer Kur-Woche in Tirol. Mit neun anderen Selbständigen (das Ganze war eine Aktion meiner Krankenkasse). Dort versuchte ich die verschiedensten Sportarten wie Unterwassergymnastik, Nordic Walking, Yoga und Krafttraining mit Pezzi-Ball und Theraband. Außerdem war ich mal wieder die einzige Veganerin an Bord und sorgte damit für Aufsehen in unserem Grüppchen.
Von den üblichen Witzen („Oh, Judith leider waren die Wiesen schon abgemäht, wir konnten dir also nichts zu essen mitbringen vom Spaziergang“) mal abgesehen, war die Entwicklung innerhalb der Woche aber sehr interessant: Am dritten Tag besorgte mir ein Kur-Kollege mit Vorliebe für Schweinebraten im Dorf ein Glas veganen Früchtebrei, weil er wusste, dass mir die Portionen im Restaurant zu klein waren. Hat er sich doch glatt die Mühe gemacht, nachzusehen, was vegan ist und was nicht.
Du bewirkst mehr als du denkst
Ein anderer Kollege, der nach Tag 3 und viel Hausmannskost beschloss, doch das basische-vegane Menü zu versuchen war dann ebenfalls ein Highlight, so wie der überaktive Supersportler neben mir, der mich am letzten Tag beim Frühstück fragte, ob das, was er jetzt auf dem Teller habe, alles vegan sei. „Ja, ist es“, bestätigte ich. „Ok, dann bin ich jetzt grad erleichtert“, antwortete er.
Ich hab mit keinem Wort irgendjemanden von etwas zu überzeugen versucht. Lerneffekt für mich:
Auch wenn ich sportlich außer Gefecht bin, habe ich eine Vorbildfunktion. Indem ich tue, was ich tue. Indem ich esse, was ich esse. Indem ich bin, wie ich bin.
Dieses sportliche Down nehme ich jetzt als einmalige Chance, mich wieder mehr meinen Muskeln zu widmen, mit Pezzi-Ball und Theraband zu arbeiten (ja, das macht Spaß!!!), mich mit einer lustigen App wieder vermehrt den Nährwerten in meinem superleckeren Futter zuzuwenden und damit die Basis (meinen Körper) für zukünftige sportliche Highlights vorzubereiten.
Und die werden eventuell doch ganz anders aussehen, als bisher gedacht, geplant und geträumt … denn: Die Dinge ändern sich! Und das ist gut so.
Wie verbringst du also deine akute oder kommende sportliche Tiefphase sinnvoll?
Indem du dir etwas suchst, womit deinem Körper etwas Gutes tust, dich auf die kommende Zeit vorbereitest und/oder jemand anderen inspirierst etwas Ähnliches zu versuchen. Nutze die Zeit, die Basis für deinen Erfolg bestmöglich vorzubereiten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten dafür – sei kreativ! Schreib mir doch mal, was du machst, wenn mal wieder „gar nix geht“. Denn in Wirklichkeit geht eh immer was.
Und wenn du magst, werde Mitglied meiner Turtlerunner-Gruppe auf Facebook. Ich werde dort in Kürze ein paar meiner neuen Ideen verkünden, wie wir unseren Team-Gedanken „Gemeinsam langsam vorwärts“ noch besser umsetzen können.
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