Noch knappe 24 Stunden bis zum Startschuss in Lindau am Bodensee. Dass Wetter hält, ist genau genommen fantastisch! Und wie ich an dieser Stelle immer mal wieder gerne schreibe … ich glaub, es geht schon wieder los!
Hektische Überlegungen, Gedanken, Planung … dieses Mal nicht nur für mich, sondern auch für meinen Turtlepower-Trupp! Und was gäbe es da Schöneres, als sich ein wenig abzulenken? Werfen wir doch mal einen Blick zurück ins Jahr 2012. Drei Tage vor dem Fraufenlauf – meinem ersten Lauf überhaupt – war ich da nämlich mit ganz anderen Sorgen beschäftigt.
Dieser Text blieb bisher unveröffentlicht. Heute darf er ans Licht und man möge mir die etwas verschärfte Sichtweise mancher Situationen vor Ort nachsehen, schließlich war es mein 1. Lauf und ich war damals noch nicht so wettkampferprobt (man könnte auch sagen: kampferprobt), wie ich es heute bin. Daher liebe Mädels, glaubt nur die Hälfte von dem, was ich schreibe! 😉
Rückblick Juni 2012:
Noch 2 Tage bis zum Frauenlauf! Am Donnerstag wachte ich auf und fühlt mich erstmal pudelwohl. Solange, bis ich aufgestanden bin. Dann stürmte ich das WC und verbrachte dort die nächsten 24 Stunden – unterbrochen von ca. 1 – 2 stündigen Pausen, die ich mit Jammern, Tee trinken und Salzstangen kauen verbrachte. Gegen Abend ging es mir so schlecht, dass mein Mann die Notfallapotheke aufsuchen musste, und mir Tabletten gegen Durchfall, Magenkrämpfe und wachsende Verzweiflung besorgte. Hat leider nicht wirklich funktioniert. Es folgte eine weitere schlaflose Nacht und permanent die nagenden Gedanken: „Werde ich laufen können?“
Freitag 8.15 Uhr, noch 1 Tag bis zum Frauenlauf: ich kann aufstehen, ohne gleich die Keramikabteilung besuchen zu müssen! Hurra! Ich bin geheilt.
10.15 Uhr: Kommando zurück… Es ist doch noch nicht vorbei. Das WC hat mich wieder. Und so geht das weiter bis zum Abend. Gegen 20 Uhr gibt es dann erste Anzeichen der Besserung. Bis zum Schluss des Tages bin ich mir nicht sicher, ob ich am nächsten Tag laufen werde. Andererseits, ich trainiere seit 2 Monaten darauf hin – lasse ich mich von einem fiesen Magen-Darm-Virus aus der Laufbahn werfen?
Samstag, 9. Juni Frauenlauf
10.00 Uhr: Ich fahre noch kurz ins Büro, um zu sehen was ich verpasst habe. Dort treffe ich auf meine Chefin, die mir zu verstehen gibt, dass sie sich Sorgen um meinen Gesundheitszustand macht. Das läge doch bestimmt an meiner seltsamen Ernährung. Und dann fällt mein Lieblingswort: „Mangelernährung“.
Ich versuche, ihr zu erklären, dass ein Magen-Darm-Virus nichts mit einer Mangelernährung zu tun hat und dass man doch bitte nicht vergessen solle, dass ich in den letzten 10 Monaten nicht ein einziges Mal krank war. Den ganzen Winter nicht. Daraufhin sagt sie mir noch, dass sie das „Zeug“, das ich esse, niemals essen könnte. Ich bin so perplex, dass ich gar nicht wusste, was ich antworten soll. Was für Zeug esse ich denn, das sie niemals essen könnte? Äpfel, Bananen, Mangos, Salate, Zucchini, Paprika, Pilze, Nudeln, Kartoffeln, Brot? Klingt ja auch echt eklig das Zeug. Ich frag mich auch jeden Tag, wie ich so was nur essen kann.
„Wenn Sie vielleicht Käse essen würden, dann wäre das bestimmt gesünder… Und deswegen muss doch auch kein Tier sterben. Ich verstehe das nicht!“ Mein ohnehin angeschlagener Körper verfällt in Panik. Eine Grundsatzdiskussion über die Milchwirtschaft? Nein danke, das packe ich jetzt nicht. Ich ergreife die Flucht mit einem milden Lächeln und dem Spruch: „Da gibt‘s ganz tolle Bücher drüber, wenn es Sie interessiert, lesen Sie doch eins.“
90 Minuten später, beim Startnummern abholen, überfällt mich dann doch leichte Panik.
Überall schwirren sportlich aussehende Menschen rum. Beim Eingang in die Halle, trifft mich fast der Schlag. Es hat gefühlte 58°C und der Trubel macht mich ganz nervös. Meine Schwester Miriam und ich sind für die Pink-Ribbon-Gruppe angemeldet, die für einen guten Zweck laufen. Und dafür bekommen wir ein gratis T-Shirt. In Pink. Wir laufen also mit unserem Gutschein zum Pink-Ribbon-Stand und die nette Dame präsentiert uns die Shirts. Meines sieht aus als wäre es in der Waschmaschine eingelaufen. Aber ist Größe XL. Steht zumindest drauf. Mit diesem Problem beschäftige ich mich später zuhause vor dem Spiegel.
Auf dem Weg zum Auto muckt mein Magen wieder ein bisschen. Aber ich denke, es wird schon gehen. Vielleicht muss ich walken – ich probiere es auf jeden Fall. Schließlich habe ich ein pinkes T-Shirt.
Zuhause merke ich: das T-Shirt ist mindestens eine Nummer zu klein und 6 cm zu kurz, als dass ich mich darin wohlfühlen könnte. Ich schließe einen Kompromiss und ziehe eine schwarze Weste drüber. So muss es gehen!
Und dann stehen wir plötzlich mitten in 3.300 Frauen!
Es hat so ein bisschen was von einem Hühnerstall. Überall wird geschnattert, gekichert, gelacht. Eine sehr aufregende Stimmung. Nach kurzem Suchen finden meine Schwester Miriam und ich auch meine andere Schwester und meine 13-jährige Nichte, die zum ersten Mal mitläuft. Wir starten im Block G.
G steht für „Gemütlich“. Hinter uns ist nur noch der Block H für die Nordic-Walker.
H steht für „Hau die aus Block G mit den Stöcken aus der Bahn“.
Etwa 300 Meter vor uns steht auf einem Podest eine schlanke, sportliche Frau, die zum Takt der Musik Aufwärmübungen vorturnt. Wir sollen mitmachen. Um besser sehen zu können, rücken die schnatternden Damen näher zusammen. So wird‘s schön kuschlig. Dann werden die Arme geschwungen und Ausfallschritte gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste in der näheren Umgebung. Ich beschließe, mich rauszuhalten – schließlich soll ich nachher noch 5 km laufen und will mich nicht beim Aufwärmen schon fertig machen.
Dann hören wir den Startschuss – es geht los!
… tja, und was dann noch alles geschah, das erzähle ich euch morgen vormittag 😉
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