Allgemein lauftagebuch

Wenn das Jahr zu Ende geht

… und man feststellt, dass man in den letzten drei Monaten gerade mal drei minimalistische Blog-Artikel geschrieben hat, dann wird es mal wieder Zeit für den allseits beliebten Jahresende-Rundumschlag-Blogartikel, mit dem man alles aufarbeitet, was man die letzten Wochen und Monate nicht geschafft hat.

So. Und was soll ich jetzt schreiben?

Hmpf.

Ich versuch es mal mit der reduzierten Version. Vor einiger Zeit, als ich beschloss, mein damaliges Leben zu ändern und zur Läuferin zu werden, war ich voller Tatendrang und motiviert bis in die Haarspitzen (die ich damals noch hatte). Und gleichzeitig war ich sehr, sehr blauäugig. Was vermutlich daran lag, dass ich – genetisch bedingt – blaue Augen habe. Aber ungeachtet dieser Tatsache, war ich doch tatsächlich der Meinung, ich könnte einen Teil meines Lebens umkrempeln und alles Weitere würde laufen wie bisher.

Was ich 2015 gelernt habe: Nein, so funktioniert das nicht. Ein wunderbarer Kollege, Freund und hoffentlich Bald-Geschäftspartner, der seines Zeichens Coach und Kommunikationswunder ist, sagte vor kurzem zu mir: „Wenn du einen Teil des Systems änderst, dann hat das immer auch Auswirkungen auf den Rest des Systems.“

Ja ja, mein liebes System. Machen wir’s kurz: Ich hab mich für gute sechs Monate in die reguläre Arbeitswelt geworfen und mir die Finger beim Arbeiten so richtig schmutzig gemacht. Gleichzeitig wurde die Flamme der Motivation immer kleiner. Die Zeit wurde weniger, meine „Mission“ verblasste, mein Grübeln wurde lauter und anhaltender. Gleichzeitig traten kleinere Verletzungen (woher auch immer) auf den Plan, ich konnte nicht mehr laufen und es war mir eigentlich schon fast egal … aber das Leben an sich ist ja gar nicht so schrecklich und warf mir immer wieder kleine Zaunpfähle in den Weg. Oder mitten ins Gesicht.

Das waren dann die Situationen, in denen mein Motivationsflämmchen auf einmal wieder hell loderte und beinahe einen intrinsischen Flächenbrand ausgelöst hätte. Zum Beispiel der Moment, als ich die Zusage bekam, dass ich trotz meiner verwerflichen Österreich-Berufsmatura, an einer deutschen Hochschule studieren darf und das auch noch selbstbezahlt! Oder das Wochenende auf der Alm im Montafon, als ich mit 14 wunderbaren Menschen ein Schweinehund-Wochenende feierte und gemerkt habe, dass es das ist, was ich tun will. Nein, nicht tun will – tun MUSS (also nicht das Feiern, sondern eher das Lernen und Lehren des Umgangs mit dem Schweinehund und wie man endlich, endlich, endlich in Bewegung kommt!). Oder das Wochenende in Wien Ende November, als ich vor völlig fremden Menschen einen Vortrag hielt, meine Geschichte erzählte und hinterher merkte, dass die eigentlich alle ganz lieb waren und das, was ich erzählte, auch noch richtig gut fanden. Oder als wir hinterher gemeinsam mit den Jungs & Mädels vom Team vegan.at beim Essen waren und ich so da saß, den Gesprächen über Orientierungslauf und 100-Kilometer-Läufen lauschte, andächtig meine vegan Schoko-Noisette-Torte in mich löffelte und spürte: „Das ist es. Da gehörst du hin. Da bist du zuhause.“ Oder der Moment am vergangenen Samstag, als ich im neu eröffneten Fitness-Studio auf der Bank saß beim Rudern mit Kabelzug und sämtliche Muskelzellen laut gebrüllt haben: „YESSSSS! WIR SIND WIEDER DA!“

Von 2012 – 2014 habe ich das Aussehen meines Körpers grundlegend verändert. 2015 war das Jahr meines Geistes. Ich habe selten so viel gelernt über mich und mein Leben und wo es hingehen soll, wie in diesem Jahr. Und ich danke allen, die daran beteiligt waren. Ob das die Arbeitskollegen waren, die wohl nie verstehen werden, wieso ich einen Dichtring nicht von einem Keilriemen unterscheiden kann und jederzeit einem Salatblatt den Vorzug gegenüber der Leberkässemmel geben würde oder der FH-Professor, der auf meine Studiumswünsche hin sagte: „Sie haben schon so viel geschafft – wieso sollten Sie das nicht auch noch packen?“ Oder Markus Weber vom Diagnostikzentrum, der ganz fest überzeugt davon ist, dass wenn irgendjemand die Menschen von der Couch holen kann, die sich niemals im Leben mit Sport beschäftigen würden, ich das bin und mich deswegen in so viele Projekte involviert und mir sein Vertrauen schenkt. Oder meine liebe Freundin Brigitte, die ich immer anrufen kann, wenn mein Leben mal wieder mit Holz um sich wirft und ich nicht erkennen kann, was davon der Zaunpfahl ist und was nur das Brett vorm Kopf.

Alleine über diese Menschen könnte ich ein Buch schreiben, denn es gibt noch viele, die ich hier nicht genannt habe. An dieser Stelle wünsche ich euch, dass ihr ebenso tolle Menschen an eurer Seite habt oder noch findet. Und wenn ihr sie gefunden habt, dann bleibt in ihrer Nähe. Es gibt kaum etwas, dass einen so weit bringt, wie Menschen, die an einen glauben. Denn irgendwas muss ja dran sein, wenn dich gleich mehrere Menschen toll finden, oder? 😉

Eigentlich wollte ich heute eine Buchrezension schreiben … aber ich glaube, das lass ich mal bleiben. Rich & Brendan kommen dann demnächst dran, die beiden sind geduldig. Ab dem neuen Jahr werde ich hoffentlich wieder regelmäßiger bloggen, denn die Weichen sind schon gestellt für ein neues Leben bzw. einen neuen Alltag. Zwar keineswegs stressfreier, aber dafür sehr selbstbestimmt.

Ach so, bevor ich es vergesse: ich studiere ab Januar „Prävention & Gesundheitspsychologie“ mit Schwerpunkt Betriebliches Gesundheitsmanagement. Hauptberuflich bin ich ab Januar wieder komplett selbständig als Texterin und im Teamwork mit ein bis zwei ganz speziellen Partnern auch in Sachen Blog, Kommunikation & Social Media und außerdem steige ich bereits jetzt voll in das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung ein – in Kooperation mit dem Diagnostikzentrum. Vorträge, Workshops auf der Alm und meine Turtlerunner-Online-Kurse sorgen dafür, dass mir 2016 ganz bestimmt nicht langweilig wird.

Und ganz leise schmiede ich auch wieder Laufpläne … ganz kleine, zarte erstmal. Zeit zu wachsen bleibt genügend.

Ich freu mich auf 2016 und sage auch euch allen hier DANKE, denn ihr seid ja so cool – sogar wenn ich wochen – oder monatelang gar nichts schreibe, wird dieser Blog täglich bis zu 100x aufgerufen. Und das finde ich äußerst bemerkenswert. Da fällt mir noch was ein, wenn ich grad an die Bloggerkollegen denke. Ich wurde vor Monaten zu einem Liebster-BlogAward nominiert, wo ich hätte Fragen beantworten sollen von der lieben Nina von der Vegankombüse. Hab ich sträflicherweise nicht gemacht.

Aber eine Frage werde ich heute ganz exklusiv beantworten und wehe, ihr verratet das irgendjemandem:

Was wissen die wenigsten über dich?

Okay. Ich gebe es also heute offiziell zu: Ich sehe mir jeden Freitagabend Wrestling auf ProSieben Maxx an und bin großer Fan der irren Wyatt-Family. Das weiß so gut wie niemand über mich und ich hoffe, das bleibt auch so. Zumindest bis ich mich ins Diva’s-Challenge-Outfit trainiert habe und selbst in den Ring steige.

Ich wünsche euch ein geruhsames, restliches 2015 und bin mir sicher, wir laufen uns 2016 wieder irgendwo über den Weg!

Eure Judith

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