Abnehmen nach Plan klingt erst einmal verlockend. Denn Pläne sind dazu da, um zu funktionieren und alle Eventualitäten des Scheiterns auszuklammern. Zumindest meistens. Ich bin Meisterin, wenn es darum geht, nach Plan abzunehmen. Mir wurde schon Blut abgenommen, kinesiologische Tests wurden durchgeführt und vieles mehr – alles dafür, um den einzig wahren Plan für mich zu erstellen. Der Plan, der mich schlank machen sollte.
Ich muss auch ehrlich sagen: die meisten haben funktioniert.
Eine Weile.
Das Problem an den Plänen ist, dass es immer ein DAVOR und ein DANACH gibt. Du wirst nicht dein ganzes Leben lang nach einem Plan leben. Du wirst es sehr wahrscheinlich auch nicht wollen, denn wo bleibt da der Spaß?
Trotzdem glaube ich, dass Pläne und Konzepte ihre Berechtigung haben. Weil sie dich dazu bringen können, zu starten. Denn gerade am Anfang weißt du oft nicht, was genau du jetzt sofort ändern sollst und kannst. Dann kann ein Plan sinnvoll sein. Ein „Plan“ kann auch ein bestimmtes Kochbuch, eine App oder was in der Art sein. Etwas, das dich unterstützt, deine Ernährung zu optimieren.
Ich habe nach Weight Watchers gegessen und Punkte gezählt, habe grammgenau mein Gemüse abgewogen für Metabolic Balance und habe mein Essen in 3 Mahlzeiten eingeteilt für Schlank im Schlaf, um nur einige der Programme zu nennen, bei denen ich mitgemacht habe. Zwischen 6 Wochen und 18 Monaten ging alles gut, ich nahm ab, war dem Programm treu und dann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr wollte.
Ich habe nämlich festgestellt, dass es zwar praktisch ist, seine Ess-Verantwortung einfach abzugeben, in dem ich einen Plan verfolge. Aber das Problem war: es war nicht mein Plan. Es war der Plan, den jemand anderes aufgestellt hatte. Und spätestens wenn du beim DANACH angekommen bist, die Zeit nach dem Plan, hast du ein Problem. Du weißt gar nicht so wirklich, was du gerne isst, was dir gut tut, was DEIN Plan ist. Denn du hast die ganze Zeit den Plan von jemand anderem verfolgt. In meinem Fall endete dass dann mit einer erneuten Zunahme.
Und da ich ein Sturschädel bin, bei dem es manchmal dauert, bis er etwas einsieht, habe ich dieses Spiel ungefähr 3-5 x gespielt. Mit einem Endergebnis von 98,3 Kilogramm. Schon war ich wieder in der DAVOR-Phase. Ich holte mir wieder Unterstützung – diesmal bei einem Online-Programm. Es klappt wie am Schnürchen, ich war satt, zufrieden und wurde zusehends weniger vom Umfang her. Dann eines Tages, passierte das Grauenvolle:
Die Seite des Online-Programms hatte ein technisches Problem. Ich konnte mich nicht anmelden, hatte keinen Zugriff auf meine Rezepte, mein Ess-Tagebuch und somit keinerlei Überblick, wieviel ich an dem Tag noch essen durfte.
Panik breitete sich aus vom kleinen Zeh bis hoch zu den Haarwurzeln. Was essen? Wieviel? Darf ich? Darf ich nicht?
An dem Tag begann ich nachzudenken und mir wurde klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich durfte meine Verantwortung, mein Körpergefühl und mein Essverhalten nicht irgendeinem Programm/Plan übertragen. Wir sprechen hier von natürlichen Dingen. Nahrungsaufnahme, Energie aufnehmen, Satt sein, Hunger spüren, Wissen was der Körper braucht. Und ich hatte für nichts davon ein Gefühl. Für gar nichts.
Also begann ich langsam, mich von dem Programm zu lösen. Eigene Dinge auszuprobieren in der Küche. Reinzuspüren, wann ich satt war. Zuzuhören, was genau, ich jetzt in dem Moment essen wollte. Das dauert jetzt seit über 1 Jahr an und ich bin auf einem guten Weg. Selbstverständlich bin ich nicht perfekt und esse manchmal verrückte Dinge, was ich kurze Zeit später bereue, weil ich sie nicht vertrage, aber mein Kopf sie unbedingt just in dem Moment haben wollte (der Bauch übrigens nicht). Aber im Großen und Ganzen bin ich gut geworden darin, rauszufinden, was ich brauche.
Mein Tipp für dich
Wenn du zu Beginn Unterstützung brauchst, dann hol sie dir. Hol dir einen Plan, ein Programm, ein Kochbuch (ich liebe übrigens Kochbücher!) oder was immer nötig ist. Betrachte diese unterstützenden Mittel aber nicht als das einzig Wahre. Sieh es als Leitfaden, den du bewusst auch mal links liegen lässt, um ab und zu dein eigenes Ding zu machen. Womit ich nicht meine, dass du dann alles reinstopfst, was dir der Plan verbietet – sondern du machst dein eigenes Ding, wenn du in dich reinspürst, was du essen möchtest und wieviel davon. Lass dich von dem Plan nicht völlig vereinnahmen. Denn dann gibt es auch kein DANACH, wo du nicht mehr weißt, was du tun sollst. Entwickle dich mit deinem Plan weiter, bis du ihn nicht mehr brauchst. Das geht!
Nun verrate ich dir noch 2 Hilfesteller, die ich persönlich getestet habe bzw. es immer noch tue:
1. VidaVida – eine Online-Plattform (kostenpflichtig), bei der du dich anmelden kannst und die aufgrund deines Kalorienbedarfs Rezepte für dich zusammenstellt. VidaVida war im letzten Jahr eine Zeit lang sehr wichtig für mich, denn ich bekam eine Fülle an veganen Rezepten (selbstverständlich gibt es auch massig „normale“ Gerichte für Allesesser), die mir wirklich geholfen haben. Ich bekam wieder ein Gespür für Mengen. Teils wurden mir 60g Nudeln empfohlen und ich griff mir an den Kopf: 60g???? Was glauben die denn, wen sie vor sich haben? Kate Moss? Aber ich hielt mich daran und merkte: 60 g Nudeln sind in Ordnung, wenn man genügend Gemüse dazu isst, was ja sowieso mein Hauptenergielieferant ist (abgesehen vom Obst). Falls du das mal testen möchtest, schreibt mir eine kurze Nachricht, denn soweit ich weiß, bekommst du 2 Wochen geschenkt, wenn du dich über meine Empfehlung anmeldest.
2. Lifesum – App (kostenlos in der Basisversion). Diesen Tipp bekam ich erst vorgestern von Dennis Möck von HierSein, vielen Dank dafür! Du kannst hier aufgrund deiner Angaben, eintragen, was du gegessen hast – die Datenbank scheint riesig zu sein, denn ich fand sogar Reisnudeln und andere Dinge, die ich nicht vermutet hätte – du gibst dein Abnahmeziel ein und die App errechnet, wieviel Kalorien du zu dir nehmen solltest, um das Ziel zu erreichen. Außerdem kannst du deine Sporteinheiten eintragen. Du hast eine Übersicht der Nährstoffe, also wieviele Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett du zu dir genommen hast. Und du siehst auf einen Blick, wenn du an diesem Tag zuviel gegessen hast 🙂
Sieh’s als Spielerei und vielleicht als Einstieg – aber mehr auch nicht. Im Endeffekt geht es immer darum, dass du Kontakt zu dir selber herstellst und deinem Bauchgefühl folgst. Essen sollte nicht geplant werden müssen. Wenn du anfängst, dich akribisch an Pläne zu halten und nervös wirst, weil die App sagt, du hast heute 13,5 kcal zuviel gefuttert: dann lösch sie!
Bring mehr Bewegung in dein Leben, iss ordentlich, hör auf deinen Bauch – und auch wenn es eine Weile dauert, bis ihr wieder ein eingespieltes Team seid (der Bauch und du) – es funktioniert! Auch bei dir.
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