lauftagebuch

Laufschuhberatung oder nicht – das ist hier die Frage!

Das Thema Laufschuhberatung in meinem Läuferleben scheint ein unendliches Kapitel zu werden. Ich weiß ja nicht, wozu du in ein Geschäft mit Laufschuhen gehst, aber ich geh jedenfalls dahin, um mir welche zu kaufen. Oder zumindest, um mich beraten zu lassen. Beim Versuch, das wieder einmal zu tun, bin ich vergangenen Samstag kläglich gescheitert.

Und an dieser Stelle frage ich mich mal wieder, was in einem Verkäufer vorgeht, vor dem ein Kunde steht, der mit Geld wedelt. Fluchtreflex? Panikattacken? Akutes Gehirnvakuum?

Ich dachte immer, Verkäufer wären da, um zu verkaufen. Und der positive Teil in mir, der denkt sogar, die machen das, weil es ihnen Freude bereitet. Verkäufer aus Leidenschaft und so. Mittlerweile glaube ich aber auch, dass es Verkäufer aus Langweile und Alternativlosigkeit geben muss. Sorry, ich weiß, das ist ganz schön fies. Aber es ist doch völlig nebensächlich in welchem Beruf: Wenn jemand vor mir steht, der offenkundig ein Problem hat, welches ich lösen kann – dann mach ich das! Und wenn ich es nicht machen will, dann such ich mir einen anderen Job, wo ich keine Probleme lösen muss. Sondern vielleicht welche schaffen darf.

Aber kurz zum Sachverhalt: Letzten Samstag, Runners Point im Lindaupark – mein zweiter Versuch, dort Laufschuhe zu kaufen. Versuch Nummer 1 war 2012 mit ca. 95 Kilo und einem unbezahlbaren Gesichtsausdruck der Verkäuferin, als ich mich für einen Pulsmesser interessierte (Achtung – Kunde wedelt mit Geld und droht mit Auftrag!). Verkäuferin meinte damals zu mir, dass „solche Geräte“ etwas für Profiläufer wären und ignorierte meinen Kaufwunsch.

Aha.

Ich hab mir dann online meinen ersten Pulsmesser bestellt. Da hat mir wenigstens niemand davon abgeraten, mir das zu kaufen, was ich mir wünschte.

Versuch Nummer 2: Nach meinem gescheiterten Experiment mit den zehenfreundlichen Altra-Laufschuhen musste ich mal wieder den Laufladen in der Nähe meines Hauses aufsuchen. Andere Gründe gibt es nicht dafür, wieso ich zum Runners Point gehe. Und jetzt erst recht nicht mehr. Die lieben Altras waren nämlich nach 6 Wochen laufen „durch“, wie man so schön sagt. Hinten innen an der Ferse (Achillessehnenbereich) zwei fette Löcher, Naht gerissen – Blasen nach dem Laufen. Ich war echt stinkig, wie ihr euch denken könnt.

Also nach Alternativen für breite Laufschuhe gesucht und dabei auf New Balance gestoßen, die manche Laufschuhe in einer „weiten Weite“ anbieten. Und hurra, Runners Point rühmt sich damit, New-Balance-Händler zu sein. Also marschierte ich vergangenen Samstag dort ein, in der Hoffnung, ein solches Paar probieren und kaufen zu dürfen.

Laufschuhberatung – Die Kurzversion:

Verkäufer sieht mich, grüßt und macht keine Anstalten, sonst irgendetwas zu unternehmen.

Also übernehme ich die Initiative und frage, ob ich etwas fragen darf.

„Ja, natürlich“, mit freundlichem Nicken. 

„Habt ihr von New Balance Schuhe hier, die diese Überbreite haben?“

„Nein, wir haben nur die normalen.“

„Könnt ihr die denn bestellen?“

„Ja, aber nur so zum Anprobieren, das geht nicht. Da müsstest du schon deine Größe wissen, damit du sie auch kaufst.“

„Sonst gibt es keine Möglichkeit?“

Kopfschütteln.

Danke, das war’s.

Okay.

Ich wäre durchaus bereit gewesen, andere Schuhe zu probieren. Oder die Größe der normalen New Balance, die er vorrätig hatte, zu checken, damit wir daraus resultierend, die Überweiten-Schuhe bestellen können, ohne Risiko für den Verkäufer.

Ich wäre zu allen Schandtaten bereit gewesen, was die Laufschuhe anbetrifft.

Er leider nicht.

Und beim Hinauslaufen mit einem leicht frustrierten Gefühl im Bauch fiel mir dann noch ein, was mich außerdem irritiert hat. „Du müsstest deine Größe wissen“ … Hä? Sorry, aber wenn ich meine Größe gewusst hätte, dann wäre ich bestimmt nicht dort reinmarschiert, sondern hätte mir die Schuhe schon lange online bestellt. Und nein, mir geht es nicht um den Preis. Aber wenn ich Schuhe vor Ort kaufe, dann will ich beraten werden! Und zwar nicht eindimensional sondern mit allen Möglichkeiten, die die Schuhwelt zu bieten hat. Ich bestelle mir ganz sicher nicht Laufschuhe in einem Runners Point mit de facto NULL Beratungskompetenz, wenn ich sie auch zu mir nach Hause geliefert bekomme.

Ich kaufe meine Kontaktlinsen zum Beispiel seit Jahren in einem bei Sehwerk in Bregenz, weil ich dort hervorragend beraten werde, einen erstklassigen Service genieße und ich mich dort gut aufgehoben fühle. Ich könnte diese Linsen günstiger im Internet bestellen, mache ich aber nicht. Und ich werde es auch nicht tun, weil dieses Geschäft mich zu einer treuen Kundin gemacht hat, indem sich das Team immer gut um mich gekümmert hat.

Und wieso schafft das bitte kein einziger Laufladen hier in der Umgebung?

Ich war in den letzten Jahren in mindestens 5-8 verschiedenen Läden Kunde. Dauerhaft überzeugt hat mich kein einziger (Strohfeuer gab es schon hin und wieder). Und das finde ich superschade. Vielleicht könnte mal jemand mit echter Laufleidenschaft bitte einen Shop in meiner Nähe eröffnen? Und dann bitte verschiedenste Arten von Läufern als Verkäufer einstellen, damit auch jeder Kunde den richtigen Ansprechpartner für seine Bedürfnisse bekommt. Das wäre mein diesjähriger Weihnachtswunsch, aber wenn möglich, bitte schon im Sommer eröffnen, denn ich brauch Halbmarathon-Schuhe für September.

So wie’s aussieht, werde ich den wohl barfuß laufen.

Denn da ich nicht zu den glücklichen Bloggern gehöre, die ständig mit irgendwelchen Schuhen, Pulsuhren oder sonstigen Kinkerlitzchen besponsert werden – nicht mal, wenn ich danach frage – bleibt es an mir, herauszufinden, wer oder was meine Füße glücklich macht. Nur wird mir das nicht grad leicht gemacht und im Moment habe ich die Nase einfach mal gestrichen voll, von diesem ganzen bescheuerten Laufschuhzirkus inklusive Runners Point.

Das war’s für heute.

Ah nein, eins noch: Lieber Thomas von Sehwerk in Bregenz – überleg dir doch, ob du zu den Brillen und Kontaktlinsen nicht zukünftig auch noch Laufschuhe verkaufen willst. Dann wären meine Probleme (fast) komplett gelöst 😉 

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