Allgemein lauftagebuch

Von Profi-Läufern und Angsthasen-Turtles

Vergangenen Freitag fand meine erste, offizielle Live-Online-Präsentation statt. Eine gute halbe Stunde lang habe ich 30 Teilnehmern erzählt, was ich im Jahr 2015 vorhabe und wie wir es gemeinsam schaffen könnten, viele neue Turtlerunner auf die Laufbahn zu schicken.

Ich war richtig nervös …  an der Stelle ein großes Dankeschön an alle, die dabei waren – innerhalb weniger Minuten war eine richtig schöne Atmosphäre geschaffen. Eine Turtlerunner-Wohlfühl-Schlabberhosen-Atmosphäre (der Dresscode für das Webinar lautete Schlabberhose). Ich bekam wichtige Fragen und Anregungen von euch und bin bereits fleißig dabei, eure Wünsche umzusetzen.

Eigener Trainer + Trainingsplan = Profi-Turtlerunner?

Als ich erzählte, dass ich, gemeinsam mit meinem Coach Kristof, zukünftig individuelle Trainingspläne und Betreuung für angehende Turtlerunner anbiete, tauchte eine Frage auf, die mich etwas länger beschäftigte. Es ging darum, dass der Sprung von der Couch direkt hin zum eigenen Trainer ein zu großer Sprung sein könnte.

Ich erinnerte mich zurück und ja, es stimmt schon. Hätte mir zu Beginn meiner Laufkarriere jemand empfohlen, mir doch einen Trainer zu nehmen, hätte ich das als völligen Schwachsinn abgetan. Ich? Einen Trainer? Niemals! Das wäre doch total peinlich, so wie ich aussah und so langsam und unprofessionell wie ich war. Profis haben Trainer. Turtles haben anonyme Ratgeber wie z. B. Laufbücher oder Tipps aus Laufzeitschriften.

Rückblickend muss ich sagen: Quatsch! Natürlich kann man damit anfangen, nach einem Plan aus einem Buch oder einer Zeitschrift zu laufen oder überhaupt einfach so auf eigene Faust loszulaufen. Das werden auch die meisten so machen. Daran ist nichts verkehrt. Genauso wenig verkehrt ist es, wenn du dich von Anfang an dabei begleiten lässt. Das machen wir doch in anderen Lebensbereichen genauso:

Trainer für alle Lebensbereiche

Will ich ein Musikinstrument lernen, dann frage ich jemanden, der sich damit auskennt. Der zeigt mir, wie das geht. Ich habe zum Beispiel einen Trainer im Fachbereich „Steirische Harmonika“. Als ich vor 15 Jahren anfing, das Autofahren zu lernen, hatte ich auch einen Coach an meiner Seite, der auf die Bremse trat, wenn ich zuviel Gas geben wollte. Im letzten Jahr wollte ich mein Englisch aufpolieren – unterstützt haben mich meine Lehrer Barbara aus den USA und Bastian, der diese Sprache studiert hat. Wieso? Weil sie beide auf einem Wissensstand sind, den ich noch nicht erreicht habe. Sie konnten mir mit Leichtigkeit etwas beibringen.

Das Ergebnis dieser „Kooperationen“ zwischen Coach/Trainer/Lehrer und mir ist beinahe in jedem Bereich identisch:

Ich lerne. Ich werde besser.

Weil mir jemand etwas beibringt, der sich wirklich gut in seinem Fachbereich auskennt und in der Lage ist, sich individuell auf meinen derzeitigen Stand einzustellen.

Wieso sollte das beim Laufen anders sein? Wir kommen nicht auf die Welt und wissen, wie man ein Lauftraining plant. Wir haben keine Ahnung von irgendwelchen Pulswerten und Grenzen. Wir wissen nicht, was ein Intervall ist und wozu es gut sein soll (ok, den Teil lassen wir besser weg, denn ihr wisst ja … Intervalle … puh … ). Aber es gibt Menschen, die sich dieses Wissen angeeignet haben. Und wer möchte, der holt sich so einen Menschen an seine Seite. Als Wegbegleiter. Als Wegweiser. Für ein Stück des Weges. Für ein langes oder ein kurzes Stück. Profi brauche ich dazu keiner sein – auch Anfänger „dürfen“ einen Trainer haben. Denn jeder Profi war mal Anfänger. Ein Anfänger mit Trainer.

Inzwischen glaube ich, dass es durchaus Sinn macht, sich bereits zu Beginn begleiten zu lassen. Auf meinem Leistungsniveau, mit den Fortschritten und Steigerungen, die ich schaffen kann, weil mein Wegweiser/ Trainer/ Coach/ Lehrer mich kennt. Übrigens ist es auch toll jemanden zu haben, den man mal so richtig volljammern kann, wenn mal wieder alles doof ist. Das muss ein Trainer aushalten können.

Das Turtlerunner-Zertifikat und ein Angsthasen-Turtle

Schneller Themenwechsel: Vor zwei Jahren noch bin ich völlig unbedarft und naiv an Wettläufe herangegangen. Ich habe mich einfach angemeldet.

Heute schaue ich mir vorher die Ergebnislisten des Vorjahres an.

Wenn dann beim 10-Kilometer-Silvester-Lauf steht, dass der langsamste im letzten Jahr nur eine gute Stunde gebraucht hat, und nach ihm an die 20 DNF’s (steht für „did not finish“ = während des Laufs aufgegeben/aufgehört) folgten – tja, dann wird sogar mir, quasi dem Ur-Turtle der hiesigen Turtlerunner-Bewegung, etwas Angst. Und ich überlege, ob ich vielleicht doch lieber zuhause gemütlich, ohne Zuschauer, ohne Spektakel meine Silvester-Runde drehe … denn in Wirklichkeit bin ich hin und wieder ein Angsthasen-Turtle. Früher hab ich da gar nicht drüber nachgedacht! Ich hab’s einfach getan und bin hingegangen. Und ich glaube, da muss ich wieder hin. Denn ich habe eine Mission:

Ich möchte im nächsten Jahr gewissen Laufveranstaltungen, die es verdient haben, ein „Turtlerunner-Zertifikat“ verleihen. Dazu werde ich an Läufen teilnehmen, verschiedene Kriterien prüfen und anschließend den Veranstalter damit überraschen 😉 Ich bin mir sicher, das wird ein großer Spaß! Und da ich ja nicht überall laufen kann, könnt ihr mir dabei helfen: Wenn mindestens drei Turtles den Kriterienkatalog, den ich gerade erstelle, bei einem Lauf als positiv bewerten, überreiche ich dem Laufveranstalter ein solches Zertifikat.

Falls jemand Vorschläge hat, was unbedingt in diesen Kriterien-Katalog gehört, der hinterlässt mir bitte einen Kommentar oder schreibt mir eine Mail. Das Ziel ist, im Laufe des Jahres eine Reihe von Laufveranstaltungen veröffentlichen zu können, bei denen wir Turtles mit gutem Gefühl an den Start und als Letzte durchs Ziel gehen können, weil wir wissen: da sind wir gut versorgt!

In diesem Sinne, lieber Kemptener Silvesterlauf:

Zieh dich warm an – dieses Jahr dauert’s etwas länger.
Die Turtlerunner kommen!

Bonuspunkte gibt's wenn der "Pacemaker" der Turtles auch einen Luftballon, eine Fahne oder ähnliches bekommt ;)

Bonuspunkte gibt’s wenn der „Pacemaker“ der Turtlerunner auch einen Luftballon, eine Fahne oder ähnliches bekommt 😉

 

 

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